Genf. Auf dem diesjährigen Salon treten viele Hersteller von wirklich teuren und exklusiven Automobilen mit ordentlich Rückenwind an. Das vergangene Jahr brachte beispielsweise für Rolls- Royce und Bentley jeweils einen neuen Absatzrekord, und es sieht ganz danach aus, als halte der Höhenflug an: Für den Januar meldeten unter anderem Porsche (plus 1,4 Prozent), Audi (plus 11,7 Prozent) und Mercedes (plus 15,4 Prozent) deutliche Absatzsteigerungen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Insofern treffen die Neuheiten des High-End-Segments, die in Genf enthüllt werden, auf einen vermutlich höchst aufnahmebereiten Markt. Eine der wichtigsten Luxus-Weltpremieren des Salons ist sicher das neue Mercedes S-Klasse Coupé. „Exklusiver geht es nicht – sportliche Ästhetik in Reinkultur“, sagt Ola Källenius, Vertriebsverantwortlicher bei Mercedes- Benz. „Das große Coupé bildet seit jeher die Spitze unseres Modellprogramms und heißt deswegen jetzt auch wieder S-Klasse.“ Der großzügig gestreckte Zweitürer basiert auf der kurzen Variante der Limousine und bietet erstmals die Option auf das neue Fahrwerksystem „Magic Body Control“. Entwicklungschef Thomas Weber beschreibt die Technik wie folgt: „Das Fahrzeug legt sich ähnlich einem Motorradfahrer in die Kurve und reduziert so die auf die Insassen wirkende Querbeschleunigung. Besonders auf Landstraßen bedeutet das mehr Fahrspaß und Komfort für unsere Kunden.“ Die Startauflage des S-Klasse Coupés, das ab der zweiten Jahreshälfte bei den Händlern stehen wird, ist mit einem 4,7-Liter-V8-Biturbo-Motor (455 PS) bestückt.
Im sechsstelligen Bereich
Zu den Optionen, an denen sich ablesen lässt, wie wichtig für Mercedes inzwischen der chinesische Markt ist – hier wurde im Januar ein Plus von 45 Prozent erreicht –, gehören Frontscheinwerfer mit je 47 Swarovski-Kristallen. „17 eckige Kristalle bilden dabei das fackelförmige Tagfahrlicht, 30 runde den Blinker“, teilt Mercedes mit. Ganz ohne derartige Klunker muss der neue Lamborghini Huracán auskommen. Der Nachfolger des Gallardo – mit 14.022 Exemplaren das bislang meistverkaufte Modell der Marke – sieht eine Spur weniger martialisch aus als die zuletzt vorgestellten Autos. Das Chassis ist in einer Carbon- Aluminium-Mischbauweise konstruiert (1422 Kilogramm Trockengewicht), als Motor kommt ein 5,2-Liter-V10-Aggregat mit einer Leistung von 610 PS zum Einsatz. Die Maschine erfüllt die Euro-6-Norm, beschleunigt den Wagen in 3,2 Sekunden von null auf Tempo 100 und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h. Bereits vor der Premiere auf dem Auto-Salon stellte Lamborghini den Huracán auf mehr als 130 privaten Previews potenziellen Kunden vor. Die ersten Fahrzeuge sollen noch im Frühjahr ausgeliefert werden.
Ein direkter Konkurrent des neuen Lamborghini debütiert ebenfalls in Genf: der McLaren 650 S. Das „multi-purpose high performance car“, wie die Briten ihre jüngste Kreation nennen, ist ein Extremauto mit angeblich gutmütigstem Fahrverhalten. Bewegt wird der Wagen von einem 3,8-Liter- V8-Biturbo-Motor mit einer Leistung von 650 PS. McLaren nennt ein Beschleunigungsvermögen von null auf 100 in 3,0 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit des Carbon-Geschosses soll bei 333 km/h liegen. Die mindestens ebenso interessante Frage nach dem Preis des Autos wird derzeit noch nicht beantwortet. Ferrari hingegen ist mit Zahlen umso freizügiger. Die Firma aus Maranello gab soeben bekannt, dass im vergangenen Jahr die Absatzzahlen auf 6922 Fahrzeuge reduziert wurden (um 5,4 Prozent). Dies sei allerdings geplant und erwünscht gewesen, „um das hohe Maß an Exklusivität zu wahren, das mit der Marke verbunden ist, und den Wert der Fahrzeuge nachhaltig zu steigern“. Das lässt sich so locker verkünden, weil parallel zum Absatzrückgang der Umsatz (2,3 Milliarden Euro) sowie der Nettogewinn (246 Millionen Euro) um jeweils rund fünf Prozent zulegten. In Genf wird Ferrari nicht nur diese Strategie des Wachstums bei gleichzeitiger Verknappung feiern, sondern auch ein neues Auto, genauer: einen neuen Motor. Es debütiert der California T, und das T steht für Turbo. Befeuert wird der Gran Turismo nämlich von einem 3,9-Liter- V8-Motor mit Turboaufladung und einer Leistung von 560 PS. Technisch ist der Direkteinspritzer übrigens von den Aggregaten der Formel- 1-Renner abgeleitet.