Pamplona/Modena. „Auf diesen Moment haben wir viel zu lange gewartet“, sagt Jaguar- Chef Adrian Hallmark, als er das Tuch vom neuen F-Type zieht. Denn für ihn ist der offene Zweisitzer der erste echte Jaguar-Sportwagen, seit vor rund 40 Jahren der legendäre E-Type ausgemustert wurde. Komplett aus Aluminium gefertigt und schon in der 340 PS starken Basisversion 260 km/h schnell, steht der Roadster in Deutschland von Ende Mai an zu Preisen ab 73.400 Euro im Handel. Für 84.900 Euro gibt es den drei Liter großen V6 des Grundmodells auch mit 380 PS, und für 99.900 Euro rüstet Jaguar den F-Type zum Porsche-Jäger mit einem 495 PS starken V8-Motor auf und gewährt ihm Auslauf bis 300 km/h. Eine weitere Montagelinie im Werk Castle Bromwich, eine modifizierte Plattform und eine komplett neue Alu-Karosserie: Der Aufwand ist gewaltig für ein Auto, von dem Jaguar nur bescheidene Stückzahlen erwartet. „Weltweit hat das Segment für den F-Type ein Volumen von etwa 75.000 Fahrzeugen“, sagt Wayne Darley, bei Jaguar für Sportwagen verantwortlich. „Wenn wir uns davon nur zehn Prozent sichern, ist das schon ein Einstand nach Maß.“ Beim F-Type geht es schließlich nicht um Masse, sondern um die Marke. „Er macht uns jung, attraktiv und sexy“, sagt Deutschland- Chef Peter Modelhart. Um diese Botschaft zu verbreiten, schaltet Jaguar zum ersten Mal seit über zehn Jahren wieder TV-Spots.
Wahrend Jaguar in die Nische drängt, geht Maserati mit dem neuen Ghibli den umgekehrten Weg: „Wir wollen unsere Marke breiter aufstellen, um mehr Kunden zu erreichen“, sagt Firmenchef Harald Wester: Von derzeit nicht einmal 8000 Fahrzeugen soll die Jahresproduktion der vornehmen Fiat- Tochter bis 2015 auf 50.000 Fahrzeuge steigen. Weil das mit Gran- Coupé, GranCabrio und dem neuen Quattroporte trotz des Booms in China und der guten Geschäfte in Amerika nicht machbar ist, wird die Modellpalette nach unten erweitert. Mit dem alten Ghibli aus den Siebzigern hat der neue allerdings nur noch den Namen gemein. Aus dem leidenschaftlichen V8-Coupé wird eine sportliche Limousine, die bei Schätzpreisen von deutlich unter 80.000 Euro als erster Maserati seit den Neunzigern wieder mit einem V6-Motor auskommen muss. „Und das ist nicht die einzige technische Neuerung“, sagt Wester. Genau wie bald auch im Quattroporte gibt es für den Ghibli einen Allradantrieb und erstmals sogar einen Diesel. Den drei Liter großen V6 kauft Wester beim Zulieferer VM Motori ein. Wester hat eigens eine Handvoll Diesel-Spezialisten eingestellt, die den Selbstzünder auf Maserati-Niveau heben sollen: „Auch mit einem Diesel wird der Ghibli so fahren und so klingen, wie man es von einem Maserati erwartet.“Hoffnungsträger unter sich
Die kleinen Spieler im automobilen Oberhaus drängen nach vorn: Weil sie Mercedes, Audi, BMW und Porsche ein wenig mehr vom Kuchen im Premiumsegment abnehmen wollen, bauen Jaguar und Maserati ihre Modellpaletten aus. Dabei zielen die Briten mit ihrem Sportwagen F-Type vor allem auf Autos wie den Porsche Boxster und den Porsche 911. Die Italiener schicken gegen den Fünfer-BMW, Mercedes E-Klasse und Audis A6 den neuen Ghibli ins Rennen.