Here ist für alle da

München/Berlin. Über Monate hat das Pokerspiel gedauert, am 3. August wurde endlich der Sieger präsentiert: Das Konsortium aus den Autobauern BMW, Daimler und Audi übernimmt den Kartendienst Here von Nokia für 2,8 Milliarden Euro. Stimmen die Kartellbehörden zu, rechnen die Beteiligten mit dem Abschluss der Übernahme zum ersten Quartal 2016. Die drei Hersteller werden dann zu gleichen Teilen an Here beteiligt sein.

Kooperationen gibt es in der Autoindustrie schon lange. Dass sich aber drei Hersteller, die eigentlich bei Zukunftsthemen und neuen Technologien Konkurrenten sind, zusammentun und gemeinsam investieren, ist ein Novum. "Here wird eine Schlüsselrolle bei der digitalen Revolution der Mobilität spielen", sagt BMW-Chef Harald Krüger.

Man möchte für das, was man sich auf dem Gebiet Vernetzung und autonomes Fahren vorgenommen hat, gut aufgestellt sein. Denn der große Rivale Google soll der Autoindustrie nicht dazwischenfunken, wenn es um intelligente Karten und Echtzeitinformationen für den Verkehr geht.

"Der Aufbau der Infrastruktur, der Datenbasis und der Software für eine hochauflösende und lernende Karte ist aufwendig und dauert vor allem einige Jahre", sagt Wolfgang Bernhart, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger. "Here ist – insbesondere bei hochgenauen ADAS-Daten – derzeit klarer Marktführer", sagt Bernhart mit Blick auf die für Assistenzsysteme (ADAS) nötigen Informationen. Here erfasst mit seinen Karten derzeit weltweit rund 200 Länder – so viele wie kein anderer Kartendienst.

Damit Here Marktführer bleibt, wollen die drei Hersteller langjährige Here-Kunden wie Fiat Chrysler, General Motors oder Jaguar Land Rover nicht durch die Übernahme verschrecken. Das Gegenteil ist der Fall: "Mit dem Einstieg bei Here wollen wir die Unabhängigkeit dieses zentralen Angebots für alle Hersteller und Zulieferer sowie für Kunden aus weiteren Branchen sichern", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche. Zudem soll der Kartendienst wachsen. Analysten von IHS spekulieren bereits, ob sich darüber hinaus noch weitere Autobauer dem Konsortium unter dem Modell eines "Mitgliedsbeitrags" anschließen.

"Klar ist: Je mehr Autos mit unseren Karten fahren, desto mehr Sensorinformationen werden an uns zurückgespielt, können in der Cloud verarbeitet und mit Zusatzinformationen angereichert an das Feld zurückgesandt werden", sagt ein Sprecher von Here.

Es braucht aber nicht nur Datenlieferanten, es braucht auch einen Standard, eine gemeinsame Sprache, mit der die Echtzeit-Kartendaten reibungslos zwischen den Fahrzeugen unterschiedlichster Hersteller hin und her fließen können. Ende Juni hatte Here bereits ein Modell für solch einen Standard veröffentlicht und es der gesamten Automobilindustrie zur Verfügung gestellt.

Jetzt trafen sich 16 internationale Vertreter der Branche in Berlin, um an diesem Standard für Echtzeit-Kartendaten weiterzuarbeiten. Dietmar Rabel, der bei Here das Thema automatisiertes Fahren verantwortet und das Treffen geleitet hat, sagt: „Über eine einheitliche Schnittstelle können wir die Daten schneller und besser zu wertvollen Informationen verarbeiten. Außerdem bringt eine solche Standardisierung die Industrie dem Ziel des autonomen Fahrens ein ganzes Stück näher.“

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