Genf. "Wie können wir das Fahrzeug in die Mobilitätsbedürfnisse und den digitalen Lifestyle unserer Kunden gleichermaßen integrieren?" Dies sei die zentrale Frage, die man sich bei BMW stelle, sagte Klaus Fröhlich, Entwicklungschef des Münchner Autobauers, im Januar auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas. Vernetzung, autonomes Fahren, umfassende Digitalisierung – die Autobranche sprach phasenweise kaum noch von etwas anderem – von manipulierten Abgaswerten und dem Dauerthema Elektromobilität einmal abgesehen.
Und in Genf? Auf dem Auto-Salon im Südwesten der Schweiz wird es im März um all diese Dinge, wenn überhaupt, nur am Rande gehen. Google und Apple sind weit weg, wenn sich die Automobilbranche zum großen europäischen Frühjahrstreff einfindet. Das kann man allein an den Exponaten der Messe ablesen: Es dominiert Heavy Metal.
Zwölfzylindermotoren in feinster Verkleidung gibt es bei Ferrari, BMW, Pagani. Im Scheinwerferlicht werden Supersportwagen und Luxusschlitten glitzern. Maserati stellt das Nobel-SUV Levante mit 430 PS vor, Lamborghini zeigt ein Modell mit 770 PS, und Bugatti rollt den Chiron ins Rampenlicht – mit 16-Zylinder-Motor und 1500 PS. Bietet einer mehr?
"Im Markenimage spielen Leistung und Sportlichkeit nach wie vor eine wichtige Rolle. Es wäre ein Fehler, das auszublenden", sagt August Joas, Partner bei Oliver Wyman. "Das steht auch nicht im Widerspruch zu Konnektivität, denn beides ist Hightech, emotional und markenprägend. Es wäre eindimensional, nur noch über Konnektivität zu sprechen. Die Kundenerwartungen sind deutlich vielschichtiger."
Es ist nur so, dass auf dem Salon in Genf eine eher eindimensionale Perspektive auf die altbekannten Muster der Industrie geboten wird: Von allem ein bisschen mehr als zuvor – als Zukunftskonzept ist das etwas zu wenig. Das Pendel, das zuletzt extrem in Richtung Digitalisierung ausschlug, schwingt nun zurück.