München. Die englische Nischenmarke Lotus will endlich zum vollwertigen Sportwagenhersteller werden. Ein ehrgeiziger Plan. Bisher ist von der Umsetzung aber wenig zu sehen. Endlich will die Marke auf Augenhöhe mit Sportwagenherstellern wie Lamborghini, Ferrari oder Aston Martin gesehen werden. Diese Ansage vom Pariser Salon 2010 hat Firmenchef Dany Bahar jetzt noch einmal bekräftigt und den ambitionierten Modellfahrplan mit sechs Neuheiten in fünf Jahren konkretisiert. Mit ihnen will er die Jahresproduktion von derzeit rund 2500 Fahrzeugen verdreifachen. Zu den Neuheiten gehören das Comeback des Esprit, der Lotus mit Preisen um 130.000 Euro und Geschwindigkeiten jenseits von 300 km/h zurück in die Liga der Spitzensportler führen soll. Außerdem stehen ein neuer Elan, das Coupé Elite, der Nachfolger des Elise und eine Antwort auf Aston Martin Rapide und Porsche Panamera auf dem Plan. Dieses Eterne genannte viertürige Coupé sollte den Neuheitenreigen ursprünglich 2015 abschließen.
„Doch bei der Premiere in Paris haben wir gelernt, dass Esprit und Elan zeitlich zu dicht beisammen sind“, sagt Bahar. Deshalb wird das Auto jetzt um zwei, drei Jahre verschoben und so umgestaltet, dass es als Nachfolger für den bislang wenig erfolgreichen Evora taugt. Neu ist auch die Antriebsstrategie: „In einen Sportwagen dieser Preisklasse darf man keinen fremden Motor einbauen“, so Bahar. Deshalb gibt es jetzt keinen V8 von Toyota, sondern einen eigenen Achtzylinder, der 4,8 Liter Hubraum haben und bei 9000 Touren 570 PS leisten soll. Ganz neu in der Modellplanung ist der Kleinwagen Ethos, der gerade die Produktionsfreigabe bekommen hat. „Wir bauen ihn gemeinsam mit Proton und bringen ihn Anfang 2014 auf den Markt“, kündigte Bahar an.
Er soll einen Hybrid- oder einen reinen Elektroantrieb bekommen. In die Wiederbelebung der Marke investiert Lotus in den nächsten Jahren rund eine Milliarde Euro. „Das reicht bei einem großen Hersteller gerade mal für ein neues Auto“, sagt Chefentwickler Wolf Zimmermann. Damit er mit diesem Budget gleich eine ganze Flotte auf die Räder stellen und auch noch ein paar Jahre Zeit sparen kann, arbeitet er mit einem hohen Gleichteileanteil von rund 50 Prozent. Viel mehr außer Plänen hat der ehemalige AMG-Mann noch nicht vorzuzeigen: Der neue Motor wird erst am 18. August zum ersten Mal zünden, und die ersten Prototypen sollen frühestens Anfang 2012 auf die Straße kommen. Dazu mischen sich in den Ankündigungsmarathon ein paar merkwürdige Zwischentöne. Warum zum Beispiel meldet ausgerechnet eine Firma im Aufbruch, die ihre Produktion in den nächsten Jahren verdreifachen möchte, gerade die Entlassung von bis zu 100 Mitarbeitern an?