Kaluga. Wie sich das Automobilgeschäft in Russland entwickeln wird? Wer noch vor ein, zwei Jahren diese Frage stellte, bekam stets die gleiche Antwort: Sehr gut! Von den Chefs der Fahrzeughersteller wie Renault-Nissan-Lenker Carlos Ghosn etwa, der kurzerhand eine Beteiligung von 25 Prozent am russischen Avtovaz-Konzern mit dessen Hauptmarke Lada erwarb. Aber auch von Topmanagern der Zulieferer wie dem früheren Continental-Chef Karl-Thomas Neumann, der Russland gern als "Boom-Nation“ bezeichnete.
Immer galt das größte Land der Erde neben den anderen BRIC-Staaten Brasilien, Indien und China auch als einer der weltweit größten Wachstumsmärkte. Wie sich die Zeiten ändern. Neumann ist längst nicht mehr Conti-Chef. Carlos Ghosn wird Woche für Woche mit neuen Hiobsbotschaften über den desolaten Zustand von Avtovaz konfrontiert. Die russische Regierung drängt Renault-Nissan zu kostspieligen Finanzhilfen. Und der einstige Riesenmarkt Russland droht im laufenden Jahr auf Kleinformat zurückzufallen: Nach aktuellen Prognosen sieht es so aus, dass sich der Neuwagenverkauf dort von rund 3,6 Millionen in 2008 in diesem Jahr auf rund 1,8 Millionen halbiert (siehe Grafik).