Neuss. Für Millionen von Autofahrern stellen durch Bremsstaub verschmutzte Leichtmetallfelgen ein stetig wiederkehrendes Ärgernis dar. Und je häufiger geputzt wird, desto früher setzt sich neuer Schmutz fest, weil die Oberfläche der Räder durch die Reinigungsmittel mehr und mehr aufgeraut wird. Dabei wäre die Lösung des Problems, ein Coating, das Bremsstaub und anderen Schmutz abperlen lässt, längst verfügbar. Das entsprechende Mittel heißt Surface Protect 1000, stammt vom Multitechnologie-Unternehmen 3M, ist kratz- und stoßfest und lässt sich leicht mit Wasser und Schwamm reinigen.
Chemikalien müssen dabei nicht eingesetzt werden. Obwohl Surface Protect 1000 explizit für Leichtmetallfelgen entwickelt wurde und schon seit April 2009 für den Großserieneinsatz bereitsteht, kommt das Hightech-Coating in der Autoindustrie noch nicht zum Einsatz. An der Qualität des Produkts kann es nicht liegen, meint 3M-Entwickler Bernd Kühneweg: „Die Beschichtung ist so flexibel, dass es erstmals möglich wurde, sie auch auf pulver- und nasslackierten Oberflächen aufzutragen. Außerdem lässt sie sich leicht in bestehende Produktionsprozesse integrieren und kann mittels Sprühtechnik auf die zuvor lackierten Bauteile aufgebracht werden.“
Im Ergebnis verspricht 3M eine glasartige Oberfläche, der Schmutz nichts anhaben kann. Doch da zum Zeitpunkt der Marktreife von Surface Protect 1000 die weltweite Wirtschaftskrise begann, winkten die zunächst interessierten deutschen Premiumhersteller ab. Ein neuer Anlauf der Autohersteller beim Thema Felgenbeschichtung ist derzeit nicht in Sicht. Obwohl 3M Materialkosten von nur 3,50 Euro pro Felge ansetzt, fehle bei den Autobauern die Bereitschaft, das Thema nochmals anzugehen, beklagt Beschichtungsspezialist Kühneweg.
Ein entscheidender Punkt sind dabei die höheren Produktionskosten, die durch das Auftragen und Trocknen des Coatings entstehen und von den Felgenherstellern an die Autobauer weitergegeben werden müssten. Derzeit ist 3M der einzige Anbieter einer solchen Felgenbeschichtung. Selbst Chemiekonzerne wie Bayer und BASF haben nichts Adäquates im Programm. Nur der Felgenhersteller BBS bietet einige Räder aus dem Winterprogramm mit einer Oberfläche an, die auf dem 3M-Coating basiert. „Wir registrieren dafür ein wachsendes Käuferinteresse“, sagt BBS-Vertriebsleiter Florian Fischer.
So bleibt für den Felgenschmutzgeplagten Autofahrer vorerst nur der Griff zum Nano-Lack aus der Sprühdose, wie es ihn für 30 bis 40 Euro pro 0,25 Liter im Zubehörhandel gibt. Der Sprühlack verspricht zumindest für kurze Zeit einen „Easy-Clean-Effekt“. Beurteilen möchte Thomas Bach, bei 3M für Sales & Marketing zuständig, diese Produkte allerdings nicht – obwohl man sie mit großem Aufwand getestet hat. Nur so viel: „Wir sind damit nicht weitergekommen.“