Eine harte Hand gefragt

Wolfsburg. Bei VW verdichten sich die Anzeichen für eine Top-Personalie im Konzernvorstand. Insider berichten, dass Jochem Heizmann seine jetzigen Aufgaben als Produktionschef von Europas größtem Autohersteller im Laufe dieses Jahres abgeben soll. Demnach plant der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch, den promovierten Wirtschaftsingenieur mit der Führung des neu zu ordnenden Lkw- und Busgeschäfts zu betrauen.

Die Marken VW Nutzfahrzeuge, Scania und MAN will VW möglichst bald unter einem Dach zusammenführen. "Herr Heizmann hat eine führende Position im Unternehmen. Und eine solche wird er im VW-Konzern auch in Zukunft innehaben“, erklärte ein VW-Sprecher auf Anfrage. Dem zentralen Geschäftsbereich Produktion des Volkswagen-Konzerns steht der 58-jährige Topmanager bereits seit Februar 2007 vor.

Heizmann ist ein enger Vertrauter von VW-Chef Martin Winterkorn. Beide hatten vor ihrem Wechsel nach Wolfsburg im Vorstand der Ingolstädter VW-Premiummarke Audi gewirkt. Bei seinen Mitarbeitern gilt Heizmann als umsichtiger Planer und Fertigungsexperte, der bei Nachlässigkeiten in der VW-Zentrale oder Pannen in den Werken des Konzerns allerdings schnell aufbrausend reagiert. Doch der Grund für seine Demission als Produktionschef ist eher im Umfeld des VW-Betriebsrats zu suchen. Dort ist von vielen Beschwerden gegen seinen "ruppigen Führungsstil“ zu hören. Gegen Heizmanns jüngste Vertragsverlängerung hatte es im Lager der Arbeitnehmer, das bei VW einen größeren Einfluss hat als bei jedem anderen Fahrzeugbauer, heftigen Widerstand gegeben.

Im hart umkämpften Nutzfahrzeuggeschäft hingegen könnte Heizmann sein Naturell zugutekommen. "Da die Lkw-Industrie auf vielen Märkten unter einem massiven Rückgang der Nachfrage leidet, weht dort ein sehr scharfer Wind“, sagt ein VW-Manager. Da werde ein durchsetzungsfähiger Chef gebraucht. Internationale Erfahrung bringt Heizmann als langjähriger Kenner von Wachstumsmärkten wie China, Indien und Brasilien mit. Und wenn der Konzern die widerspenstigen VW-Beteiligungen MAN und Scania endlich zusammenführen wolle, bedürfe dies einer "harten Hand“.