Madrid. Ein tiefer Griff in den Konzernbaukasten hat der spanischen VW-Tochter Seat nahezu zum Nulltarif einen Mittelklasse-Kombi beschert: Exeo ST nennt Seat das neue Modell. "Wir wollen in der Mittelklasse ein klares Signal setzen“, so ein Seat-Sprecher. Der Exeo, ob als Limousine oder als Kombi, basiert auf der alten Bauplattform des Audi A4 Avant (Modell B7). Hierfür wurden die Anlagen in Ingolstadt abgebaut und in Martorell wieder installiert. Folge: Statt Hunderte Millionen für die Neuentwicklung eines Autos auszugeben, bekam Seat die abgeschriebenen Werkzeuge für den A4 nahezu umsonst. Das Cockpit hat der neue Spanier vom A4-Cabriolet. Wäre das Seat-Logo nicht auf dem Lenkrad, würde alles wie im Pendant mit den vier Ringen wirken – Türgriffe, Schalter für die Fensterheber und die Climatronic, um nur einige Details zu nennen, sind alte Bekannte aus dem Audi-Baukasten.
"Rund 1800 Teile sind komplett neu“, versichert man jedoch bei Seat. Diese Elemente verbergen sich aber größtenteils unter dem bekannten Blechkleid. Wenn man hinter dem Lenkrad Platz genommen hat, stellt sich ein aus Audi-Modellen bekanntes Gefühl ein. Ein Dreh am Zündschlüssel – auch er ist im unverkennbaren Design der Ingolstädter Premiummarke gehalten –, und der 170-PS-Common-Rail-Diesel meldet sich. Bei der Fahrt rund um die spanische Hauptstadt Madrid zeigt sich der Exeo ST mit dem Zweilitermotor von seiner besten Seite. Der 4,7 Meter lange Kombi spurtet in 8,6 Sekunden auf die 100-km/h-Marke, Spitzentempo ist 224.
Das Fahrwerk ist eher komfortabel abgestimmt, während der Audi A4 Avant eine sportlichere Einstellung hat. Doch der 1515 Kilogramm schwere Seat braucht auf den holperigen Landstraßen der Iberischen Halbinsel eine weichere Federung. Oberflächlich betrachtet scheint der Exeo keine eigenständige Baureihe zu sein. Das stimmt jedoch nicht ganz. Zwar sind die Plattformen vom alten Audi-Modell, und auch die Silhouette zeigt die sportliche Designlinie aus Ingolstadt. Aber mit den typischen Seat- Außenspiegeln in Tropfenform, dem individuell gestalteten Heck und einer eigenen Frontpartie ist der Exeo ST doch recht eigenständig. Abgesehen von der Ähnlichkeit zum alten A4 Avant gibt es wenig Kritik an diesem Modell.
Allenfalls der hohe Einstiegspreis von 23.290 Euro für den 102-PSBenziner ist diskussionswürdig. Für 400 Euro mehr gibt es den VW Golf mit Highline-Ausstattung und 1,4-Liter-TSI-Motor mit 160 PS. Gerade mal 5000 Euro teurer ist das Einstiegsmodell des neuen A4 Avant mit 120 PS. Aber eins fällt auf: Verarbeitung und Qualität im neuen Exeo ST sind fast auf Audi-Niveau. In Spanien setzt Seat auf die Limousine des Exeo. Rund 70 Prozent des sportlichen Kombis will Seat in Deutschland verkaufen. "Wir möchten mit diesem Modell neue Kunden erreichen. Nach dem Ende der Abwrackprämie rechnen wir uns gute Chancen aus“, heißt es bei Seat.