Herr Lange, 2009 hat die Abwrackprämie gerade den Unternehmen des VDIK glänzende Geschäfte beschert. Droht nun der Fall in ein tiefes Loch?
2009 war für uns in der Tat ein Rekordjahr. Der Anteil der im VDIK vertretenen Marken an den Neuzulassungen in Deutschland stieg auf ein historisches Hoch von 42 Prozent. Dieses Niveau wird sich 2010 nicht halten lassen. Ein tiefes Loch tut sich dennoch nicht auf. So gehen wir davon aus, dass bis zu 70 Prozent aller Nutzer der Abwrackprämie erstmals ein neues Auto gekauft haben. Mit diesem Potenzial neuer Kunden ergeben sich etwa für Aftersales und Werkstätten zusätzliche Chancen.
Vor der AMI fanden in Detroit und Genf bereits große Automessen statt. Gab es dort Impulse für eine Belebung des Autogeschäfts?
Von Detroit kann man das wohl eher nicht sagen. In Genf gab es zumindest einen lebhaften Besucherstrom. Die AMI als typische Käufer- und Kundenmesse könnte im April vom deutlich milderen Klima profitieren. Es wird einfach nach einer hervorragenden AMI mehr Spaß machen, ins Autohaus zu fahren und sich mit einem neuen Wagen zu beschäftigen.
Welche Highlights wird die AMI 2010 zu bieten haben?
Zum einen werden bei uns schon traditionell Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten gezeigt, die man auch wirklich jetzt schon kaufen kann. Denken Sie nur an das breite Angebot von Pkw mit Gas- oder Hybridantrieb. Zum anderen können Interessenten im Rahmen unserer Spritsparstunden buchstäblich erfahren, wie sich der Kraftstoffverbrauch durch eigenes Zutun senken lässt. Und trotz der kritischen Wirtschaftssituation können wir für die AMI ja schon jetzt vier Weltpremieren ankündigen.
Wie werten Sie die Absage beziehungsweise erneute Nichtteilnahme potenzieller Aussteller?
Zunächst einmal freue ich mich, dass BMW und Land Rover wieder auf der AMI dabei sind. Natürlich habe ich Verständnis, wenn ein Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Probleme oder eines Eigentümerwechsels in diesem Jahr einen Messeauftritt intern nicht rechtfertigen kann. Dennoch bin ich optimistisch. Immerhin werden rund 90 Prozent des Neuzulassungsvolumens auf der AMI vertreten sein. Das ist in diesen Zeiten ein sehr gutes Zeichen.
Wie wichtig ist der Standort Deutschland für die VDIK-Mitglieder?
Er ist sehr wichtig – und wird weiter an Bedeutung gewinnen. Und zwar auch über die Grenzen hinaus. Honda beispielsweise unterhält in Deutschland ein Forschungszentrum, dessen Aktivitäten sich auch auf andere Länder Europas erstrecken. Auch die jüngsten Investitionen von Kia im Raum Frankfurt sind ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland.
Wie schätzen Sie die Bedeutung alternativer Antriebe für die VDIK-Mitglieder ein?
Ob Marken aus Asien, USA oder Europa – viele der im VDIK vertretenen Unternehmen arbeiten seit Jahren intensiv an Elektro- und Hybridfahrzeugen oder an der Weiterentwicklung bestehender Produkte. Ihre Erfahrungen sind auch für deutsche Hersteller nützlich, etwa mit Blick auf den E-Gipfel mit der Kanzlerin im Mai.
Welche Erwartungen haben Sie an den „Auto-Gipfel“ in Berlin?
Es muss darum gehen, realistische Szenarien zu entwerfen. Bis 2020 eine Million E-Mobile auf deutschen Straßen haben zu wollen, ist die eine Sache. Man muss aber auch berücksichtigen, dass derzeit rund 43 Millionen Autos mit herkömmlichem Antrieb fahren. Und auch in zehn Jahren wird das Gros der Pkw noch mit konventionellen Motoren laufen. Das E-Mobil muss bezahlbar sein, wirklich umweltfreundlich – und seinen Strom daher auf jeden Fall aus erneuerbaren Energien beziehen.
Fordert der VDIK finanzielle Förderungen für Elektromobile?
Es wäre zu einfach, vom Staat schlicht einen Ausgleich für die Mehrkosten zu fordern, die E-Autos im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen verursachen. Aber wir werden in Deutschland sehr aufpassen müssen, dass die Schere staatlicher Förderungen innerhalb Europas und vor allem weltweit nicht noch weiter auseinanderklafft als bisher schon.
Welche Prognose stellen Sie für den deutschen Markt 2010?
Ich rechne mit 2,8 bis höchstens 2,9 Millionen Neuzulassungen in Deutschland. Der Anteil der VDIKMitgliedsmarken könnte 2010 bei rund 36 Prozent liegen.
Was sind die Topthemen auf Ihrer Agenda – über die AMI hinaus?
Ich werde mich beim VDIK stark dem Thema Elektromobilität zu widmen haben. Und der Motivation unserer Mitglieder in einem schwierigen Marktumfeld auf dem wichtigsten Markt Europas.