Heinz-Dieter Tiemeyer übernahm vor 15 Jahren die Leitung der Tiemeyer-Gruppe. Im Interview erläutert er, wie sich die Branche seither verändert hat:
Herr Tiemeyer, ist der Handel noch der gleiche wie vor 15 Jahren?
Der Autohandel ist nicht völlig anders. Wir haben es immer noch mit Kunden zu tun. Aber die Digitalisierung hat viel verändert. Der Kunde ist wesentlich informierter als früher. Der Verkäufer kann hier und da noch etwas ändern, aber der Kunde weiß aus dem Internet sehr genau, was er will.Braucht der Kunde dann auch weniger Beratung?
Wahrscheinlich ja. Vielleicht sind unsere Prozesse inzwischen auch etwas unmodern. Auf jeden Fall sind sie sehr aufwendig. Früher haben Sie drei Blätter ausgedruckt, die wurden unterschrieben, dann war das Auto verkauft. Heute sind es 60. Ich glaube, die Hersteller müssten die Verkaufsprozesse komplett überdenken und entmisten.Wird das passieren?
Die Hersteller werden irgendwann dem Digitalisierungsdruck nachgeben müssen. Ob das dann zum Vorteil des Handels wird, ist allerdings die andere Frage.Weil der Hersteller fragen könnte, ob er den Handel noch braucht?
Ich bin ja im VW-Händlerbeirat, und diese Angst habe ich auch immer wieder. Aber man wird den Handel auch in Zukunft brauchen. Nur in welcher Form, ist unklar – ob als Kommissionsagent, als Auslieferungszentrum oder etwas ganz anderes.Kommissionagenten oder Auslieferungszentrum – wäre das noch etwas für Sie?Wenn der Hersteller Kosten übernimmt, wäre es wert, darüber nachzudenken.
Hat sich das Verhältnis zwischen Hersteller und Handel in den vergangenen 15 Jahren verändert?
Es ist intakt, nicht schlechter und nicht besser als damals. Aber man hat es eben mit multinationalen Konzernen zu tun. Sie geben die Schlagzahl vor, der Handel muss folgen.Das ist auch eine Größenfrage. In Deutschland sind die Gruppen eher klein.
Der deutsche Markt ist überbesetzt, mit einem sehr scharfen Wettbewerb. Daher werden wir weiter den Drang sehen, dass große Gruppen weiter wachsen oder sich auch zusammenschließen.