Nach 14 Jahren an der Spitze und dem bevorstehenden Abgang bei FCA ist es Zeit für eine Bilanz der Arbeit von Sergio Marchionne:
Nicht geschafft:- 2014 versprach Sergio Marchionne, im Jahr 2018 sieben Millionen Fahrzeuge zu verkaufen. Dieses Ziel hat er weit verfehlt, auch wenn die Zahlen für 2018 noch nicht feststehen. Im vergangenen Jahr waren es4,9 Millionen Einheiten. Vor allem die Marke Alfa Romeo blieb weit hinter den angestrebten Absatzzahlen zurück.
- Um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen und vor allem alternative Antriebe, autonome Fahrzeuge und Premiumfahrzeuge zu entwickeln, strebte Marchionne Partnerschaften mit anderen Autoherstellern an. Er wollte dadurch Synergien nutzen, Kosten sparen und vom Know-how der Partner profitieren. Besonders um General Motors bemühte er sich immer wieder – allerdings ohne Erfolg. Beobachter wie Giuseppe Berta, Turiner Fiat-Experte und Professor an der Mailänder Bocconi-Universität, haben Zweifel, ob der Wandel zum Premiumanbieter ohne Partner gelingen kann.
- Bisher fehlt FCA eine vernünftige Strategie bei den alternativen Antrieben. Das Unternehmen hat hier gegenüber anderen Herstellern einen enormen Rückstand aufzuholen. Auch die Modellpalette ist veraltet – die Baureihen sind im Schnitt sieben Jahre alt. Vor allem Chrysler ist hier schlecht aufgestellt.
- In den USA steht FCA wegen angeblich manipulierter Abgasmessungen bei mehr als 104.000 Dieselfahrzeugen der Marken Jeep und Ram vor Gericht und strebt einen Vergleich an, der bisher nicht erreicht wurde. Milliardenzahlungen drohen.
- Unter Marchionnes Regie baute der seinerzeit hoch verschuldete Konzern seine Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten vollständig ab.
- Der FCA-Aktienkurs hat sich seit dem Amtsantritt von Marchionne verzehnfacht. Zum Wohl der Aktionäre und zu seinem eigenen, denn der 65-Jährige ist in seiner Amtszeit reich geworden. Allein sein Aktienvermögen wird auf etwa 600 Millionen Euro geschätzt. Die Ausgliederungen von Ferrari und CNH waren große Erfolge, was auch von der Ausgliederung von Magneti Marelli erwartet wird.
- FCA ist unter Marchionne zu einem weltweit vertretenen Unternehmen geworden, das sich nicht nur bei General Motors freigekauft, sondern auch Chrysler und Jeep zu einem sehr günstigen Preis erworben hat.
- FCA schreibt wieder hohe Gewinne und kann in neue Modelle und Technologien investieren. In einigen Jahren sollen wieder Dividenden ausgeschüttet werden.
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