Frankfurt am Main. Auf der IAA wird dies nun zum Trend. In Frankfurt debütieren beispielsweise die Hybrid-Supersportwagen Porsche 918 Spyder und BMW i8 sowie die Oberklasselimousine Mercedes S500 mit Plug-in-Hybridantrieb oder das Luxus-SUV Range Rover mit Diesel-Hybridtechnik. Die Beratungsgesellschaft IHS Automotive erwartet, dass sich die Zahl der weltweit produzierten Highend- Hybridautos, wozu IHS Luxuslimousinen, Sportwagen und Luxus- SUVs mit Vollhybrid zählt, von 5938 im vergangenen Jahr auf 56.364 Fahrzeuge im Jahr 2016 nahezu verzehnfacht. Für Ferrari oder Porsche ist das erfreulich, doch an der eigentlichen Aufgabe, durch neue Antriebstechnologien Spritverbrauch und CO2-Ausstoß spürbar zu reduzieren, zielen derartig luxuriöse, aufwendige und teure Nischenprodukte weit vorbei. Am Potenzial des Plug-in-Hybridantriebs ändert das jedoch nichts. Die Kombination aus einem Verbrennungsmotor, einer E-Maschine sowie einem extern aufladbaren Stromspeicher wirkt vernünftig. Ein Reichweitenproblem wie bei reinen Elektroautos gibt es nicht, die Kosten für die vergleichsweise kleine Traktionsbatterie sind ebenfalls noch überschaubar, und dennoch erhält man geradezu sensationell klingende Verbrauchswerte. Mercedes beispielsweise feiert in Frankfurt die Vermählung von Geiz und Glamour. „Die S-Klasse wird zu einem echten Drei-Liter- Auto mit großzügigem Platzangebot und überragendem Antriebskomfort“, schwärmt Mercedes- Entwicklungsvorstand Thomas Weber von dem neuen S500 Plug-in-Hybrid. Für eine Luxuslimousine in der Klasse über fünf Meter mit allem Komfort an Bord klingt ein Durchschnittsverbrauch Von 3,0 Litern je 100 Kilometer sowie ein CO2-Ausstoß von 69 Gramm je Kilometer geradezu märchenhaft.
Der elektrische Neustart
Möglich macht dies der Plug-in- Hybrid, der zu einer rein elektrischen Reichweite von rund 30 Kilometern verhilft. Weil diese Strecke ohne Spritverbrauch und Emissionen komplett in die NEFZ-Berechnungsformel einfließt, wird aus einer Staatskarosse rein rechnerisch ein Vorbild an Bescheidenheit und Zurückhaltung. Von der realitätsfernen Norm profitieren natürlich alle Hersteller von Plug-in-Hybridfahrzeugen – der Porsche Panamera SE-Hybrid beispielsweise kommt offiziell mit 3,1 Litern je 100 Kilometer aus – für einen mehr als zwei Tonnen schweren Luxuswagen mit 416 PS Systemleistung ein sagenhafter Wert. Kaum verwunderlich, dass es auf der IAA geradezu wimmelt vor Serienautos und vor allem Konzeptfahrzeugen mit Plug-in- Technik unter der Karosserie. Zu den Neuheiten gehören beispielsweise der BMW X5 eDrive Concept – der schon recht seriennah wirkt – mit einem Verbrauch von 3,8 Litern auf 100 Kilometer. Oder das Volvo Concept Coupé, von dem es heißt, der Antrieb habe Leistungswerte wie ein V8- Benziner bei Verbrauchs- und Emissionswerten eines Vierzylinder- Benzinmotors. Ganz auf Sportlichkeit ausgelegt ist die Audi-Studie Quattro Concept – mit einem in Summe rund 800 PS starken Plug-in-Hybridantrieb. Der PSA-Konzern wiederum zeigt interessante Hybridstudien im Klein- und Kompaktwagensegment, den Peugeot 208 FE und den Citroën Cactus mit Druckluft-Hybridantrieb, während Toyota einen ultrasportlichen Yaris Mit 400 PS starkem Hybridantrieb als Studie vorstellt. VW hingegen ignoriert auf der Messe die Brückentechnologie und springt sozusagen direkt ans andere Ufer der reinen E-Mobilität. Die Wolfsburger stellen nämlich die Elektroautos E-Up und E-Golf vor. Die zentralen Innovationen dieser beiden Modelle, also die E-Maschinen, die Getriebe und die Lithium-Ionen-Batterien, seien unternehmenseigene Entwicklungen, teilt VW mit, „die in großen deutschen Volkswagen- Komponentenwerken gefertigt werden“. Als Reichweiten gibt VW für den E-Golf 190, für den E-Up 160 Kilometer an. Wie man hört, soll schon der E-Up rund 27.000 Euro kosten, der E-Golf noch mehr. Hybrid-Verfechter wird das freuen.