Die Händlernetze in Europa schrumpfen kontinuierlich. Doch die Überkapazitäten sind immer noch groß. Der Rückgang geschieht zu langsam, um eine profitable Netzgröße zu erreichen. Das ist eine Kernaussage des jüngsten Reports des Forschungsprogramms ICDP (International Car Distribution Programme). ICDP hat die Entwicklung der Vertriebs- und Servicenetze in Europa von 2009 bis 2019 untersucht. Demnach ist die Zahl der Vertriebsstandorte in Europa zum elften Mal in Folge gesunken und liegt bei 52.000. Auch die Servicenetze schrumpfen europaweit im neunten Jahr in Folge.
Die durchschnittlichen Verkäufe pro Hauptstandort sind jedoch nur leicht auf 331 Fahrzeuge gestiegen. Ein Indiz dafür, dass die Netze immer noch überbesetzt sind. In besonderem Maße gilt dies für den deutschen Automarkt. „Jeder fünfte Hauptstandort in Europa befindet sich in Deutschland“, sagt Pascal Haubenreißer, Senior Researcher bei ICDP. Einher geht dies mit niedrigen Verkaufszahlen pro Standort. Profitabel ist ein Hauptstandort mit etwa 900 jährlichen Verkäufen. So kalkuliert ICDP in seiner „Dealer of Tomorrow“-Vision. Dies entspricht etwa dem Level der großen britischen Gruppen mit deren größten Marken.
Dass die britischen Händler im Schnitt doppelt so viele Fahrzeuge verkaufen wie ihre deutschen Kollegen liegt vor allem an der geringeren Netzdichte auf der Insel. „Großbritannien ist mit Abstand der konsolidierteste relevante Markt im europäischen Absatzgebiet in Bezug auf Händlerinvestoren und Händlernetze“, sagt Haubenreißer. Die Briten verkaufen auch mehr Fahrzeuge an Privatkunden als die Deutschen. Dagegen machen hierzulande die gewerblichen Neuzulassungen rund ein Viertel aller Neuzulassungen aus. Die Zahlen seien durch die Eigenzulassungen auf Hersteller und Händler „deutlich verfälscht“, sagt Haubenreißer.