München. Doch inzwischen kommen die Kunden gerne zu den Autobanken und legen dort hohe Summen auf den Tisch. Allerdings nicht, um sich ein Auto zu kaufen, sondern um Fest- oder Tagesgeld anzulegen. Denn die Institute bieten teilweise deutlich höhere Zinsen als klassische Hausbanken. Und dank der europäischen Einlagensicherung ist es für den Kunden ein weitgehend risikoloses Geschäft. Auch für die Banken ist der Ansatz attraktiv. Unter anderem, weil die Zinsen, die sie bieten müssen, deutlich niedriger sind als beispielsweise bei einer klassischen Anleihe. Zudem generiert das Direktgeschäft Kundenkontakte und schafft ein zusätzliches Standbein für die Refinanzierung, wie der Arbeitskreis Autobanken betont. Inzwischen haben fünf der elf dort zusammengeschlossenen herstellereigenen Finanzdienstleister ein eigenes Direktbankgeschäft. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass schon die nächsten über ein entsprechendes Engagement nachdenken. Bei den Alteingesessenen wie VW Financial Services spielt das Einlagengeschäft eine wichtige Rolle. 19,1 Prozent der Refinanzierung liefen dort im vergangenen Jahr über diese Schiene. Auch das Volumen legte deutlich zu. Der jüngste Zugang im Kreis der Autobanken mit privatem Einlagengeschäft in Deutschland ist die Banque PSA Finance. Seit dem Start unter dem Namen PSA Direktbank Ende Oktober 2014 hat sie hierzulande 40.000 Neukunden gewonnen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Start des Projekts“, sagt Sabine Schaaf, die die deutsche Niederlassung der Banque PSA Finance leitet. „Es ist für uns ein unwahrscheinlich spannendes neues Produkt.“ Als Vorteile nennt sie unter anderem die breitere Refinanzierungsbasis und den Kontakt zu neuen Zielgruppen. Zudem wirke sich das Konzept „auf jeden Fall positiv“ auf die Finanzierungskosten aus. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass ja über die Zinsen hinaus weitere Kosten für den Bankbetrieb entstünden. Die zu Renault-Nissan gehörende RCI Banque sammelt in Deutschland schon etwas länger als Renault-Bank direkt Einlagen von Privatkunden ein. Anfang 2013 wurde das Geschäft hierzulande gestartet. Ende 2014 hatten bei Renault 140.000 Kunden ein Konto für Fest- oder Tagesgeld – ein Plus von knapp 44 Prozent binnen Jahresfrist. Das Volumen lag bei 4,4 Milliarden Euro. Xavier Dérot, Generaldirektor der RCI Banque Deutschland, sagt, man habe das Einlagengeschäft zur „Diversifizierung der Refinanzierung eingeführt, um Kunden unserer Automobilmarken noch bessere Finanzierungs- und Leasingkonditionen zu ermöglichen“. Das Konzept geht auf, inzwischen sind weitere Länder beim Einlagengeschäft hinzugekommen. Im vergangenen Jahr folgte Österreich, und seit dem 8. Juni ist RCI auch in Großbritannien.
Autobanken
Attraktives Einlagengeschäft
Die ursprüngliche Aufgabe einer Autobank ist – grob vereinfacht – diese: Zahle das Auto anstelle des Kunden, damit der es sich leisten kann, ohne den gesamten Betrag auf einmal auf den Tisch legen zu müssen.