So viel Unsicherheit war selten. Fragt man dieser Tage bei Zulieferunternehmen, Autoherstellern und Händlern nach den Aussichten für das nächste Jahr in Deutschland und Europa, ergibt sich ein sehr gemischtes Bild. "2013 wird schlimmer als 2009, nur ohne Abwrackprämie. Und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht“, heißt es bei einem großen Zulieferer. "Wir werden vielleicht zwei bis drei schlechte Quartale haben, dann geht es schon wieder aufwärts“, bei einem anderen. Die unterschiedlichen Aussagen sind kein Zufall: Das eine Unternehmen beliefert vor allem Ford, das andere den VW-Konzern.
Ein ähnliches Bild ergibt sich im Handel: VW-Partner verweisen auf den neuen Golf, der noch immer für steigende Nachfrage auch bei anderen Modellen gesorgt habe. Händler anderer Volumenmarken sind da weniger optimistisch. Bei den Herstellern sind die Meinungen ebenfalls verschieden: "Autos, die wir hier nicht verkaufen, gehen eben in die USA oder nach China“, heißt es in Wolfsburg, ähnlich aber auch in Stuttgart, München und Ingolstadt. Auch wenn der Export nach China nicht so profitabel ist, lassen sich so zumindest die Werke auslasten. Marken, denen dieser Absatzkanal verwehrt ist, wie Ford oder Opel, blicken skeptischer in die nahe Zukunft. Doch auch der erfolgsverwöhnte Volkwagen-Konzern hat seine Lieferanten schon auf schlechtere Zeiten eingestellt (Automobilwoche 19/2012). Dieses diffuse Bild taugt nicht für die große Schlagzeile. Man muss genau hinsehen, um Handlungsoptionen abzuleiten.
Der deutsche Automarkt war und ist eine Insel der Seligen in einem Meer der Tränen. Es gibt aber wenig Grund, warum die Nachfrage in Deutschland 2013 wachsen sollte. Hier ist eher mit Stagnation oder leichtem Rückgang zu rechnen. Eine schnelle Erholung der südeuropäischen Märkte ist nicht wahrscheinlich. Die Marken der Mitte werden darunter erneut besonders leiden, während in den Segmenten der Billig- und Premiumautos auch 2013 etwas geht. Im einen Segment wird der nicht verschiebbare Ersatzbedarf befriedigt, im anderen ist die Nachfrage weniger konjunkturempfindlich: Wer alle drei Jahre einen neuen Dienstwagen bekommt, fragt nicht nach der Wirtschaftslage. Warum sollte 2013 also ein Katastrophenjahr werden? Aber ein besonders gutes Jahr wird es sicher nicht.