Der Cactus sieht aus wie ein Nischenmodell, das Pepp in die Pipeline bringen soll, aber nicht die Zukunft der Marke darstellt. Doch genau das hat Citroën vor. Das reduzierte Design und das auf Schlichtheit beruhende Innenraumkonzept des Cactus wird nach den Vorstellungen von Markenchef Frédéric Banzet künftig die gesamte Modellportfolio durchziehen. Nach und nach sollen alle neuen Citroën-Modelle auf den Grundsätzen des Cactus beruhen. So ist der neue C1 im "Cactus-Look" schon weit gediehen.
Citroën beweist damit, dass das Unternehmen die Krise der Gruppe als Chance nutzt. Keine weiteren "me too"-Modelle mehr, Differenzierung ist angesagt. Differenzierung hat das Kernsegment der Marke zweifellos nötig, nicht zuletzt gegenüber dem hauseigenen Rivalen Peugeot. Das immer deutlicher werdende Ausscheren von Citroën aus dem Mainstream ist in dieser Hinsicht auch eine Hilfe für die Marke Peugeot, die immer noch nach ihrem Alleinstellungsmerkmal fahndet.
Der Applaus der Designer und Autophilosophen ist Citroën damit sicher. Doch ob das Prinzip Cactus auch kommerziell ein Erfolg wird, ist keineswegs ausgemacht. Die Kunden haben in der Vergangenheit schon so manchen allzu radikalen Schritt der Hersteller abgestraft, etwa im Falle der Renault-Modelle Avantime und Vel Satis. Ob die Zeit in der Automobilwelt schon reif ist für das Prinzip "weniger ist mehr", kann derzeit niemand sagen. Wenn das Experiment klappt, wird Citroën mit dem Cactus aber erneut als globaler Trendsetter in die Autohistorie eingehen.