Spätestens nachdem Volkswagen, der größte Einkäufer der Republik, seinen Zulieferern versicherte, man werde gemäß den gesetzlichen Vorgaben künftig nach 30 Tagen bezahlen, hofften die Zulieferer auf ein friedliches und faires Miteinander.
Das Thema Zahlungszielverlängerungen ist ein leidiges und umso größer war die Freude als ausgerechnet die Wolfsburger - bis dato nicht Zulieferes Liebling - die Vorreiterrolle übernahm. Doch der Friede währte nicht lange.Seit einigen Monaten kommt es gehäuft zu Beschwerden mittelständischer Betriebe bei der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ). Sie vertritt rund 9000 Unternehmen aus der metall- und kunststoffverarbeitenden Industrie.
Die Zulieferer beklagen sich vor allem über große Tier 1-Lieferanten. „In der Automobilindustrie werden immer noch Einkaufsbedingungen mit 90, teilweise sogar über 100 Tagen Zahlungsziel verwendet. Das ist nicht nur rechtswidrig, sondern auch grob unfair“, klagt Christian Vietmeyer, Sprecher der ArGeZ.
Von den Betroffen namentlich genannt werden unter anderem Bosch, Continental, Schaeffler und der US-Sitzehersteller Adient. Die langen Zahlungsziele haben bei einige Unterlieferanten bereits zu Liquiditätsproblemen geführt, weiß Vietmeyer.
Die Zulieferer erster Ordnung arbeiteten beim Hinauszögern der Bezahlung mit allerlei Tricks und unsauberen Mitteln, wie der Vertriebschef eines süddeutschen Zulieferers erzählt. So gebe es Drohungen, keinen Neuauftrag mehr zu erhalten oder als Lieferant auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden. Viele kleine Zulieferer seien aufgrund des Drucks schon eingeknickt „und haben zähneknirschend schlechte Zahlungsbedingungen akzeptiert“.