Wie entwickeln sich die Restwerte?

Vor dem Aus des Umweltbonus haben Plug-in-Hybride (PHEV) bei den Neuzulassungen nochmals kräftig zugelegt. Knapp jedes siebte neu zugelassene Auto war im Oktober ein Plug-in. 15,4 Prozent Marktanteil. So viel wie nie. Für die weitere Zukunft der alternativen Antriebsart spielen die Restwerte eine wichtige Rolle.

Dabei sind sich Restwertexperten uneins. Grundlegend für die Entwicklung sind im nächsten Jahr der weitere Zufluss an Gebrauchten und die Standzeiten. "Ich bin eher skeptisch was die Aufnahmefähigkeit und ausreichende Nachfrage am Gebrauchtwagenmarkt angeht und gehe davon aus, dass die Preise für gebrauchte Plug-ins in 2023 und danach unter Druck geraten", sagt Andreas Geilenbrügge, Restwertexperte bei Schwacke.

Erste Anzeichen hat Geilenbrügge bereits ausgemacht. "Gebrauchte Plug-ins haben die stark positive Preisentwicklung des vergangenen Jahres zunächst mitgenommen, stagnieren aber bereits seit einiger Zeit wieder."

Die Lieferkrise hat den gesamten Gebrauchtwagenmarkt auf den Kopf gestellt und zu zahlreichen Sondereffekten geführt. Vor allem die fehlenden Fahrzeuge haben die Preise aller Gebrauchten getrieben.

Bekommen die Preise nun einen Dämpfer, ist dies nach Einschätzung von Maarten Baljet, Geschäftsführer Bähr & Fess Analytics, allenfalls vorübergehend. Auch bei Plug-ins ist er zuversichtlich: "Es gibt auch in nächster Zeit einen Markt für PHEVs, beispielsweise als leistungsstärkere Alternative im Antriebsportfolio der Hersteller, die auf dem Neu- und Gebrauchtwagenmarkt ihre Kunden finden werden."

Nach Einschätzung der beiden Restwertexperten spielt das Aus des Umweltbonus für die Restwertentwicklung eher eine kleinere Rolle. Zwar hat die Einführung der Förderprämie das Interesse der Verbraucher an PHEVs deutlich gestärkt. Aber die Käufer von dreijährigen Plug-ins haben "zuvor keine Prämie bekommen und bekommt sie auch künftig nicht", so Baljet.

Hinzu kommt: Einige Hersteller ersetzen ihren Kunden die vom Staat gestrichene Förderung durch eigene Nachlässe. So will Audi mit der "PHEV Stay Prämie" die wegfallende Prämie für diese Fahrzeuge ausgleichen. Auf Kritik stößt bei Händler die verpflichtende Beteiligung von ein Prozent an der UPE.

Doch anderer staatlicher Anreiz zieht bei Plug-ins deutlich stärker: die vergünstigte Dienstwagenbesteuerung. "Bleibt die vergünstigte Dienstwagenbesteuerung mit 0,5 Prozent vom Listenpreis erhalten, macht dies vor allem teure Fahrzeuge weiterhin attraktiv", so Geilenbrügge. Entsprechend sei für weiteren Nachschub von der Neuwagenseite gesorgt. Dies dürfte zu einer weiteren Sättigung des Marktes führen.

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten im Oktober 2022