Diese Hersteller bezahlen den Umweltbonus

Die Überraschung saß: Weder in der Branche und schon gar nicht unter den Verbrauchern hatte jemand damit gerechnet, dass die Förderung für E-Autos von einem Tag auf den anderen gestoppt werden könnte. Doch in den Chefetagen der Autohersteller und bei den Autohändlern war schnell klar, dass ein Ansturm verunsicherter und verärgerter Kunden bevorstehen würde, die den Umweltbonus beim Autokauf fest eingerechnet hatten.

Während Interessenvertreter von VDA bis ZDK in seltener Einigkeit mit Verbraucherverbänden und Autoclubs wie dem ADAC das abrupte Ende kritisieren und viele nun für ein Umdenken in der Politik trommeln, ziehen viele Hersteller Konsequenzen und garantierten ihren Kunden den Umweltbonus auf eigene Kosten.

Den Auftakt machte noch am Samstag Stellantis. Der Hersteller erklärte, er garantiere bis zum Jahresende die volle Prämie (bis zu 6750 Euro inklusive Herstelleranteil) für Elektrofahrzeuge, die nach den bisherigen Richtlinien förderungsfähig waren. Für bereits bestellte E-Fahrzeuge, die von ihren Besitzern bis zum 29. Februar 2024 zugelassen werden, übernimmt Stellantis die ursprünglich geplante gesenkte Prämie von bis zu 4500 Euro. "Gemeinsam mit unseren Handelspartnern lassen wir unsere Kundinnen und Kunden nicht im Regen stehen", erklärte Stellantis-Deutschland-Chef Lars Bialkowski.

Andere Hersteller zogen schnell nach. Hier die Reaktionen im Überblick.

Mercedes Benz übernimmt bis zum Jahresende sowohl den Herstelleranteil als auch den staatlichen Anteil am Umweltbonus. Für Autos, die 2024 ausgeliefert werden, und für Aufträge ab dem 1. Januar 2024 zahlt Mercedes den Herstelleranteil auf Basis der für 2024 ursprünglich vorgesehenen Förderhöhe. "Das Auto ist nach dem Haus oder der Wohnung meist die zweitgrößte Investitionsentscheidung für Haushalte in Deutschland. Planungssicherheit ist dabei für die Menschen ein sehr hohes Gut; das vorzeitige Ende des Umweltbonus erachten wir daher als verfrüht. Vor dem Hintergrund dieser Planungssicherheit haben wir uns daher dazu entschieden, den vollen Umweltbonus auf Kosten von Mercedes-Benz bis Ende 2023 zu gewährleisten", sagte Jörg Heinermann, Leiter des Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland.

BMW will laut Berichten aus Händlerkreisen ebenfalls den staatlichen Anteil am Umweltbonus bis zum Jahresende auf eigene Kosten tragen. BMW selbst bestätigte diese Information auf Anfrage allerdings nicht. Eine Sprecherin erklärte jedoch: "Die bisherige, positive Entwicklung der Elektromobilität zeigt, dass richtig gestaltete politische Rahmenbedingungen wie Kaufanreize und die Förderung der Ladeinfrastruktur einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg von Elektrofahrzeugen im Markt haben." Und weiter: "Wir denken, dass der Hochlauf der Elektromobilität weiter unterstützt werden sollte." Welchen Effekt das Ende des Umweltbonus auf das Geschäft habe, lasse sich derzeit noch nicht vollumfänglich bewerten.

VW hat sich für seine Entscheidung etwas länger Zeit genommen als andere Marken. Am Dienstag nach dem Förderstopp erklärte VW-Vertriebsvorständin Imelda Labbé im Business-Netzwerk LinkedIn dann aber, dass VW für alle Kunden den Umweltbonus komplett übernimmt, die bis 15. Dezember ein Auto der ID.-Reihe bestellt haben. Für Autos die erst 2024 ausgeliefert werden, gilt diese Regel bis 31. März in Höhe der ursprünglich vorgesehenen Prämie von maximal 4.500 Euro. Autos die noch bis 31. Dezember ausgeliefert werden, sollen die für 2023 vorgesehene Prämie von bis zu 6.750 Euro erhalten. "Wir lassen unsere Kunden nicht im Stich und sehen uns zugleich in der Verantwortung, den Systemwechsel zur E-Mobilität zu unterstützen", so Labbé in ihrem Post.

Seat übernimmt ebenfalls bis Jahresende den staatlichen Anteil am Umweltbonus in voller Höhe. Darüber informierte der Hersteller seine Partner in einem Rundschreiben, das der Seat-Partnerverband seinen Mitgliedern übermittelte und das der Automobilwoche vorliegt. Darin heißt es: "Die Kurzfristigkeit kam für alle Beteiligten sehr überraschend, Seat Deutschland hat ebenso kurzfristig entschieden seine Kunden unbürokratisch zu unterstützen." Damit ist Seat deutlich schneller als manche Konzernschwester.

Audi ließ sich ebenso wie VW noch etwas Zeit mit seiner Ankündigung. Doch jetzt ist klar: Wer bis 16. Dezember ein förderfähiges E-Auto gekauft hat, erhält von Audi die volle Umweltprämie – und das bei Auslieferung bis Ende 2024. Mit der Ankündigung kritisieren die Ingolstädter die Entscheidung zum Ende des Bonus jedoch noch einmal mit deutlichen Worten. Die Ampel habe ihr Versprechen an Kunden gebrochen. "Käufer von E-Fahrzeugen haben darauf vertraut, dass sie vom Staat einen Umweltbonus erhalten, wenn sie zur Antriebswende beitragen. Dieses Vertrauen wurde nun tief enttäuscht."

Zuvor hatte der Hersteller noch darauf hingewiesen, dass die Politik mit dem Schritt ihren eigenen Zielen widerspreche. Die Folge: "Kunden stornieren bereits bestellte E-Fahrzeuge." Hersteller wie Audi hätten ihren Part erfüllt. "In den anstehenden Haushaltsverhandlungen erwarten wir ein klares Bekenntnis zur Förderung der Elektromobilität und ein Entgegenkommen der Politik für betroffene Kunden."

Toyota und Lexus wiederum haben sich bereits dazu durchgerungen, für ihre Kunden ebenfalls den Umweltbonus zu übernehmen. Das Angebot gilt daneben nicht nur für bereits bestellte Fahrzeuge, sondern auch für Lagerwagen, die bis 31. Dezember erst noch beim Händler gekauft werden. Auch bei einer Zulassung nach dem 1. Januar 2024 wird diese Prämie gewährt. "Bei Toyota und Lexus sind Planbarkeit und Verlässlichkeit wichtige Größen für die Zusammenarbeit mit Kunden. Wir haben uns deshalb kurzfristig entschieden unseren Kunden den Umweltbonus in voller Höhe zu gewähren", so Vertriebschef Mario-Köhler.

Nissan hat ebenfalls erklärt, die Umweltprämie für bereits bestellte Fahrzeuge zu übernehmen. Die Regelung gilt für alle bis einschließlich 17. Dezember 2023 von Privatkunden bestellten und ab dem 18. Dezember 2023 erstzugelassenen Nissan Ariya, Leaf und Townstar EV. Für Zulassungen bis zum Jahresende garantiert Nissan den vollen Umweltbonus nach den bisherigen Richtlinien, für Erstzulassungen ab dem 1. Januar 2024 gilt die ursprünglich geplante, reduzierte Umweltprämie. "Unseren Kundinnen und Kunden sollen keine Nachteile durch die kurzfristige Entscheidung der Bundesregierung entstehen", so Vincent Ricoux, Geschäftsführer von Nissan Deutschland.

Tesla kompensiert den Wegfall des Umweltbonus ebenfalls. Voraussetzung ist, dass das Auto bis Jahresende ausgeliefert wird. Nach dem 1. Januar will der US-Hersteller den Herstelleranteil von 2.250 Euro beibehalten.

Kia und Hyundai haben schon Ende November ihren Privatkunden eine Garantie ausgesprochen, dass bei allen Bestellungen bis 31. Dezember der gesamte Umweltbonus garantiert wird – für den Fall dass der staatliche Fördertopf zur Neige gehen sollte. Diese Zusage haben beide Hersteller nun noch einmal bekräftigt.

Hyundai übernimmt mit seinen Händlern bis Jahresende den staatlichen Anteil am Umweltbonus von 4.500 Euro, bei Zulassung im ersten Quartal 2024 übernimmt Hyundai die angekündigte, reduzierte staatliche Förderung von 3.000 Euro. "Für uns ist es selbstverständlich, dass wir die Kunden mit bereits abgeschlossenem Kaufvertrag nicht im Regen stehen lassen", sagte Hyundai Deutschland Chef Jürgen Keller.

Die Schwestermarke Kia garantiert sogar allen Privatkunden, die bis 31. März einen Kaufvertrag unterzeichnen den Umweltbonus – unabhängig vom späteren Liefertermin. Wer bis 31. Dezember kauft erhält dabei den Bonus von bis zu 6.750 Euro, wer bis 31. März kauft  den ursprünglich geplanten reduzierten Bonus von bis zu 4.500 Euro. "Für alle Elektrofahrzeugkäufer, die die staatliche Innovationsprämie fest einkalkuliert haben, ist die kurzfristige Beendigung des Förderprogramms eine böse Überraschung“, sagte Kia-Geschäftsführer Thomas Djuren. „Mit unserer erweiterten Fördergarantie möchten wir das Vertrauen der Kunden in unsere Marke, aber auch in die Elektromobilität generell stärken, die Kia weiterhin mit führenden Technologien vorantreiben wird.“

Mazda garantiert seinen Kunden für alle bis zum 17. Dezember 2023 abgeschlossenen Kauf- und Leasingverträge den wegfallenden Umweltbonus, wenn das Elektrofahrzeug erst nach dem 17. Dezember 2023 bis zum 31. März 2024 neu zugelassen wird. Ab dem 1. Januar gelten wie auch bei anderen Herstellern die ursprünglich geplanten reduzierten Fördersätze. "Der Transportsektor, die Automobilindustrie und die Gesellschaft insgesamt befinden sich mitten in einer beispiellosen Transformation. Für die Menschen kommt es dabei auf Planungssicherheit und Transparenz an", begründete Bernhard Kaplan, Geschäftsführer von Mazda Deutschland die Entscheidung.

MG Motor übernimmt für alle Bestellungen vor dem 18. Dezember, für die keine rechtzeitige Zulassung möglich war, den Umweltbonus in gleicher Höhe selbst. Bei Zulassungen bis 15. Januar zahlt MG dabei die volle Prämie aus Herstelleranteil und staatlichem Anteil in der ursprünglich bis Ende 2023 gültigen Regelung (6.750 Euro). Wird ein Auto danach zugelassen, greift der reduzierte, für 2024 geplante Satz von maximal 4.500 Euro. "Es entsteht also kein Nachteil, wenn man den Vertrag unterschrieben hat, zwei Wochen später die Zulassung erfolgt und zwischenzeitlich das Förderprogramm abrupt beendet wurde. Wir fühlen uns unseren Kundinnen und Kunden als verlässlicher Partner verpflichtet", sagte Philipp Hempel, Vice President Sales von MG Motor Deutschland.

BYD zeigt sich ebenfalls großzügig. Wer bis 17. Dezember bestellt hat und das Auto bis 31. Januar 2024 zulässt, für den übernimmt die Marke den staatlichen Anteil am Umweltbonus in Höhe von 4.500 Euro. Die Ausnahme: Für bestehende Bestellungen von Privatkunden, deren Auslieferung bereits für Januar 2024 geplant war, greift die gleiche Regelung, jedoch mit dem ursprünglich ab 1. Januar 2024 geltenden reduzierten staatlichen Anteil in Höhe von 3.000 Euro. Darüber hinaus garantiert BYD für alle Bestellungen die noch bis 31. Dezember eingehen und bis 31. März 2024 zugelassen werden den Herstelleranteil am Umweltbonus von 2.250 Euro.

Aus dem Datencenter:

Monatliche Anträge für den Umweltbonus bis November 2023