Bester August aller Zeiten – aber nur ein Sondereffekt

Im August 2018 wurden in Deutschland 316.405 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 24,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach acht Monaten liegen die Neuzulassungen 6,4 Prozent im Plus.

Es war erwartet worden, doch die Höhe hat überrascht: Die Tatsache, dass ab dem 1. September alle neu zugelassenen Pkw nach WLTP zertifiziert werden müssen, hat zu vielen vorgezogenen Zulassungen geführt. Der Grund: Eine Reihe von Hersteller hinken bei einigen Modellen noch mit dieser neuen Zertifizierung hinterher. Mit den vorgezogenen Neuzulassungen sollen in den kommenden Monaten eventuelle Versorgungsengpässe überbrückt werden.

Nach ersten Schätzungen der Automobilwoche handelt es sich dabei allein aus den August-Zulassungen um über 50.000 Pkw. Hinzu kommen etwa 20.000 Pkw, die offensichtlich aus diesem Grund bereit im Juli angemeldet wurden. Somit warten gut 70.000 NEFZ-zertifizierte neu zugelassene Pkw in den kommenden Wochen und Monaten auf ihre Käufer.

Dies erklärt auch den starken Anstieg der gewerblichen Neuzulassungen um fast 38 Prozent. Private Kunden haben sich bisher bei diesen jungen Gebrauchten noch nicht bedient. Die privaten Neuzulassungen zeigten sich mit plus 4,3 Prozent weiterhin sehr robust.

Die EU-weit gültige WLTP-Zertifizierung hat auch in anderen Ländern Spuren hinterlassen: So stiegen die Neuzulassungen in Frankreich um 40 Prozent, in den Niederlanden um 42 Prozent und in Spanien sogar um 48,7 Prozent. Auch in Österreich (plus 31,8 Prozent), in Portugal (plus 28 Prozent) und in Dänemark (plus 35,2 Prozent) gab es hohe vorgezogene Neuzulassungen.

Trotz der hohen Zulassungszahlen im August bleibt die Automobilwoche bei ihrer Prognose von 3,5 Millionen Neuzulassungen in diesem Jahr, ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die kommenden Monate werden aufgrund der vorgezogenen Neuzulassungen deutlich schwächer ausfallen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist, ob es gelingt, alle Modelle rechtzeitig nach WLTP zu zertifizieren, um sie dann noch bis Jahresende auszuliefern. Zurzeit kann eine ganze Reihe von Modellen einiger Hersteller noch nicht wieder bestellt werden. Es ist somit nicht auszuschließen, dass es über den Jahreswechsel hinaus zu Verschiebungen bei den Neuzulassungen gibt.

Nachdem es in den vergangenen Monaten nur negative Wachstumsraten bei den Dieselzulassungen gegeben hatte, stiegen sie im August um knapp acht Prozent. Das erste Wachstum gegenüber einem Vorjahresmonat seit Januar 2017. Der geringe Marktanteil von 32,6 Prozent (Vorjahr: 37,7 Prozent) ist aufgrund der hohen Zahl vorgezogener Käufe nicht aussagekräftig. Die Benziner legten um 32,6 Prozent zu, die alternativen Antriebe in Summe um über 70 Prozent.

Die hohe Wachstumsrate bei den alternativen Antrieben gegenüber dem Vorjahr täuscht aber über das tatsächliche Niveau hinweg. Insgesamt wurden im August weniger als 17.000 Pkw mit alternativen Antrieben neu zugelassen. Damit konnte der Rückgang bei den Dieselzulassungen nicht kompensiert werden. Als Folge stieg der CO2-Ausstoß weiter an und hat mit 131,8 g/km den höchsten Wert seit Mitte 2014 erreicht.

Die vorgezogenen Neuzulassungen verteilten sich sehr ungleichmäßig auf die Hersteller. Unter den Top 15 Marken gab es Zuwächse von über 100 Prozent, aber auch zwei Rückgänge von bis elf Prozent.

Die Nummer eins bleibt natürlich VW mit einem Marktanteil von 20,1 Prozent und einem Plus von 46,2 Prozent. Auf den Plätzen zwei bis vier lagen im August die drei Premium-Marken Audi, Mercedes und BMW. Aber nur die VW-Tochter Audi legte mit plus 45,3 Prozent deutlich zu. Mercedes verfehlte das Vorjahresergebnis um knapp elf Prozent und hat sich offensichtlich nicht an den vorgezogenen Zulassungen beteiligt. Ähnliches gilt für BMW. Die Münchner steigerten ihre Zulassungen lediglich um 3,1 Prozent.

Mit einer Verdoppelung der Neuzulassungen gelang es Renault an den beiden deutschen Volumen-Marken Opel und Ford vorbeizuziehen. Mit einem Plus von 9000 Pkw erzielte die Marke hinter VW den zweithöchsten Volumenzuwachs.

Mit geringem Abstand auf Renault folgte Ford und Opel auf den Plätzen sechs und sieben. Während Ford seine Zulassungen um 7,4 Prozent steigerte, gingen die Opel-Zulassungen um über fünf Prozent zurück.

Hinter Opel lag Seat mit einem Marktanteil von 5,4 Prozent. Durch das gewaltige Plus von 92,7 Prozent konnte Seat erstmalig seit März 2000 an der Konzernschwester Skoda (plus 17,7 Prozent) vorbeiziehen. Allerdings betrug der Vorsprung ganze zwei Neuzulassungen.

In Summe konnten die deutschen Volumen-Marken (32,2 Prozent Marktanteil) 26,1 Prozent gegenüber August vergangenen Jahres zulegen. Die Importeure erzielten mit plus 32,7 Prozent ebenfalls ein überdurchschnittliches Ergebnis und kamen auf einen hohen Marktanteil von 43,1 Prozent.

Die deutschen Premium-Marken konnten nur aufgrund des guten Abschneidens von Audi ein unterdurchschnittliches Plus von 11,5 Prozent erreichen. Ihr Marktanteil lag bei 24,6 Prozent; vor einem Jahr waren es drei Prozentpunkte mehr.

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