Allerdings warnte Zitzelsberger vor allzu übertriebenen Erwartungen. Die Tarifpolitik alleine könne die gestiegenen Preise nicht kompensieren. Stattdessen seien auch Regierung und Europäische Zentralbank gefordert, für mehr Stabilität zu sorgen. Den Anspruch auf eine kräftige Entgelterhöhung hätten aber alle – von der Basis bis in die höchsten Gremien. Andere Themen wie etwa Regelungen für das Home Office könnten zusätzlich mit aufgenommen werden.
Zudem würden ergänzende betriebliche Vereinbarungen immer wichtiger. Diese existierten bereits in der Hälfte der Unternehmen und seien keinesfalls immer zum Nachteil der Arbeitnehmer. Stattdessen gelte es, die veränderte Arbeitswelt zu erfassen. Zitzelsberger verwies auf die steigendes Zahl von eigenständigen Software-Einheiten etwa im Volkswagen-Konzern mit Cariad, bei Mercedes mit MB.OS oder bei Bosch. „Die agile Arbeitsweise in diesen Bereichen stellt andere Anforderungen an Arbeitszeit-Flexibilität als in Produktion, Montage oder klassischer Entwicklung. Dem müssen wir tarifpolitisch Rechnung tragen.“
Konkrete Lohnforderungen vermied Zitzelsberger auch mit Blick auf die Unsicherheiten der Konjunktur. So sei noch unklar, wie sehr sich der Mangel bei Halbleitern oder Materialien wie Kunststoffgranulaten und Frachtkapazitäten im Laufe des Jahres auswirken werde. Zu den trotzdem gestiegenen Gewinnen wie etwa beim Autobauer Mercedes-Benz sagte Zitzelsberger, er rechne auf Dauer wieder mit einem breiteren Produktmix statt einer Konzentration auf besonders hochwertige und margenstarke Fahrzeuge. Wie sich die Preise bei Neuwagen insgesamt entwickelten, sei aber noch nicht abzusehen.