Erholung der Neuzulassungen beginnt, aber Nachfrage sinkt deutlich

Im September 2022 wurden in Deutschland 224.816 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, ist aber das nach 2018 und 2021 das drittniedrigste niedrigste September-Ergebnis aller Zeiten. Verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Minus im abgelaufenen Monat 17 Prozent. Dies ist die geringste Abweichung in einem Monat zu den vorpandemischen Neuzulassungen seit Beginn dieses Jahres.

Kumuliert liegen die Neuzulassungen 7,4 Prozent unter Vorjahr. Es sind die niedrigsten Neuzulassungen nach neun Monaten seit der Wiedervereinigung. Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum vor der Pandemie beträgt das Minus 28 Prozent.

Trotz des weiterhin niedrigen Niveaus zeigt die Analyse, dass es sich die im August eingesetzte Erholung im September verstärkt hat. Die Problematik der fehlenden Vorprodukte hat sich deutlich reduziert, ist aber noch nicht vollständig überwunden.

Trotz dieser Erholungstendenzen ist die aktuelle Situation weiterhin durch fehlende Vorprodukte geprägt. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich die Inlandsproduktion der deutschen Hersteller gegenüber dem Vorjahr um 65 Prozent erhöht und liegt nach neun Monaten um acht Prozent höher. Dies ist aber immer noch 30 Prozent weniger als in 2019.

Der durch die niedrigen Neuzulassungen der vergangenen Monate stark erhöhte Auftragsbestand wird aktuell nur langsam abgebaut. Für die kommenden Monate ist aber mit einer weiteren Erholung bei den Neuzulassungen zu rechnen. Ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände noch in diesem Jahr ist aber unwahrscheinlich.

Für die verbleibenden drei Monate geht die Automobilwoche von einem Plus von insgesamt knapp acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Dieses Plus resultiert aus einem Sockeleffekt durch die äußerst schwachen Monate Oktober und November vergangenen Jahres und der erwarteten Erholung aufgrund besserer Verfügbarkeit. Dabei sind in den kommenden zwei Monaten zweistellige Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr möglich. Für das Gesamtjahr werden nun Neuzulassungen in Höhe von 2,52 Millionen Pkw erwartet. Damit würde das Vorjahresergebnis um knapp vier Prozent verfehlt.

Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden bis Jahresende kaum Einfluss haben. Allerdings muss – wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird – mit deutlich geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.

Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut VDA sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im September um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Nach neun Monaten liegen sie sieben Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums.

Für das kommende Jahr geht die Automobilwoche von folgendem Szenario aus: Der Abbau des stark erhöhte Auftragsbestand wird die Neuzulassungen noch einige Monate stützen. Eine möglicherweise hohe Zahl an Stornierungen ist dabei nicht berücksichtigt. So wird erst einmal der Abbau des Auftragsbestands zu weiteren positiven Entwicklung der Neuzulassungen führen. Die negativen Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere die starken Reallohnrückgänge, werden dann im weiteren Jahresverlauf bei den Neuzulassungen überwiegen. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für kommendes Jahr zirka 2,9 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von gut 15 Prozent gegenüber diesem Jahr. Dies wären dann aber immer noch elf Prozent weniger als im Mittel der fünf vorpandemischen Jahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.

Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im September mit plus 16,0 Prozent einen etwas stärken Anstieg als die gewerblichen Zulassungen, die um 13,1 Prozent zulegten. Der Anteil von 36,8 Prozent für die privaten Zulassungen liegt leicht über Vorjahr und 2,8 Prozentpunkt über dem mittleren Anteil der Jahre 2015 bis 2019. Im bisherigen Jahresverlauf liegen sie nur noch 0,9 Prozent im Minus. Für die gewerblichen Neuzulassungen beträgt das Minus nach neun Monaten 10,7 Prozent.

Nach dem starken Jahresende 2021 mit einem Anteil von über 50 Prozent zeigten die alternativen Antriebe in Summe im bisherigen Jahresverlauf kaum Dynamik. Im September stellten sie aber mit einem Marktanteil von 50,8 Prozent wieder gut die Hälfte aller Neuzulassungen.

Die reinen Diesel-Pkw kamen auf knapp 38.200 Neuzulassungen und lagen gegenüber dem Vorjahresmonat 21,8 Prozent im Plus. Der Marktanteil betrug 17,0 Prozent, nach 15,9 Prozent im Vorjahr. Zum dritten Mal in Folge erhöhten sich die Dieselanteile im Vergleich zum Vorjahresmonat. Davor war dies letztmalig im September 2019 der Fall.

Die Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb kamen auf ein Plus von 2,4 Prozent und der Marktanteil fiel auf 32,2 Prozent, 3,7 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Nachdem die reinen E-Mobile im zweiten Halbjahr vergangenen Jahres Monat für Monat neue Rekorde verbucht hatten, kam es am Jahresanfang zu einem deutlichen Einbruch. Im abgelaufenen Monat betrug das Plus aber 31,9 Prozent. Der Marktanteil erreichte mit 19,7 Prozent den höchsten Wert seit Dezember 2021. Im Vorjahresvergleich gab es ein deutliches Plus von 2,7 Prozentpunkten. Damit waren sie hinter den Benzinern, aber noch vor den Diesel-Pkw, zweitstärkste Antriebsart.

Die Hybride ohne Stecker legten 7,4 Prozent zu und erzielten einen Marktanteil von 17,8 Prozent. Damit überholten sie wieder die reinen Diesel-Pkw, verfehlten allerdings den Rekordmarktanteil von über 20 Prozent aus März deutlich.

Die Plug-in Hybride verbesserten sich um 24,1 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 12,6 Prozent. Wie bei den reinen E-Mobilen ist dies der höchste Marktanteil in diesem Jahr, aber deutlich unter den Rekordwerten von Ende vergangenen Jahres.

Bei einem Gesamtmarktanstieg von 14,1 Prozent gab es deutliche Unterschiede bei den Top 15 Marken von plus 74 Prozent bis minus 30 Prozent. Das deutlichste Plus mit 73,7 Prozent verzeichnete Tesla. Die 13.724 Neuzulassungen brachten die Marke auf Platz sechs des Herstellerrankings, noch vor Opel und Ford. Es sind die höchsten Neuzulassungen der Marke, der Marktanteil im Gesamtmarkt sprang auf über sechs Prozent und Tesla stellte über 30 Prozent aller E-Mobil Neuzulassungen. Dacia, auf Platz 15, konnte mit plus 71,9 Prozent ebenfalls deutlich zulegen. Audi eroberte mit einem Zuwachs von 71,8 Prozent Rang drei.

Die deutlichsten Verluste fuhren Renault (minus 30,3 Prozent), Opel (minus 15,5 Prozent) und Hyundai mit minus 11,9 Prozent ein.

Mit einem überdurchschnittlichen Plus von 30,2 Prozent bleibt VW eindeutiger Marktführer mit mehr als doppelt so vielen Neuzulassungen wie die Nummer zwei. Der Marktanteil betrug im September 18,0 Prozent. Mit einem Anteil von 8,9 Prozent belegte Mercedes Platz zwei vor Audi (7,6 Prozent). Die Nummer vier, BMW, kam auf einen Marktanteil von 7,3 Prozent. Skoda komplettierte mit einem Marktanteil von 6,5 Prozent die Top Fünf.

Nach neun Monaten und einem Gesamtmarktrückgang von 7,4 Prozent sind fünf der Top 15 Marken im Plus. Die stärksten Gewinne verzeichnet Tesla mit plus 48,1 Prozent vor Dacia (plus 47,9 Prozent) und Kia mit plus 11,4 Prozent. Die größten Verluste im bisherigen Jahresverlauf mussten Renault (minus 31,6 Prozent), Fiat (minus 17,5 Prozent) und Opel mit minus 14,1 Prozent hinnehmen.

Die leichte Erholung bei den Neuzulassungen ist noch nicht auf dem Gebrauchtwagenmarkt angekommen. Im September lagen die Besitzumschreibungen 18,3 Prozent unter Vorjahr. Nach neun Monaten liegen sie 16,8 Prozent im Minus. Verglichen mit dem mittleren Wert des entsprechenden Zeitraums von 2015 bis 2019 beträgt das Minus fast 23 Prozent. Erst wenn wieder vermehrt gebrauchte Pkw durch Neuwagen ersetzt werden können, ergibt sich Potenzial für eine Belebung des Gebrauchtwagenmarktes.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im September 2022

Neuzulassungen in einem September in Deutschland 2000 bis 2022

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis September 2022

Marktanteile der Top 15 Marken im September 2022 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung im September 2022 in Deutschland

Marktanteile von Premium- und Volumenmarken im September 2022 in Deutschland

Monatliche Neuzulassungen nach alternativen Antriebsarten in Deutschland bis September 2022

Marktanteile nach Antriebsarten im September 2022 in Deutschland

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten im September 2022 in Deutschland

CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland bis September 2022