Genf. Die Automobilindustrie stimmt neue Töne an. Nachdem die PS-Branche auf der Motorshow in Detroit noch den lauten Auftritt geprobt und das Hohelied von automobiler Lust und Leistung gesungen hat, geben sich die Fahrzeugbauer jetzt etwas leiser. Denn wenn mit dem Genfer Salon (Publikumstage: 5. bis 15. März) auch in Europa das neue Autojahr beginnt, schlägt den Ausstellern eine andere Stimmung entgegen: Die Marktprogosen sind sehr viel pessimistischer als in den USA,und das Benzin kostet diesseits des Atlantiks mehr als doppelt so viel - da regiert plötzlich wieder die Vernunft. Statt mit Sportwagen wollen die Hersteller vor allem mit Familienkutschen punkten.
Nirgends wird man das besser sehen können als bei BMW: Während der Münchner Autobauer in Detroit noch die frisch aufpolierte Familie des luxuriösen 6ers ins Rampenlicht gerückt hatte, werden in Genf der überarbeitete 1er - erstmals mit Dreizylinder-Motoren - und die XL-Version des Zweier Active Tourer als erster Siebensitzer im BMW-Portfolio im Mittelpunkt stehen.
Auch bei VW sind in diesem Frühjahr Pampers offenbar wichtiger als Pferdestärken. Schließlich kommen aus Niedersachsen gleich zwei familientaugliche Neuheiten:So hat die Nutzfahrzeug-Abteilung bereits die Premiere des neuen Caddy bestätigt, und bei der Pkw-Fraktion soll nach Informationen aus Unternehmenskreisen der mit dem Caddy gemeinsam aus dem Modularen Querbaukasten entwickelte Touran-Nachfolger enthüllt werden.
Ford und Opel werden sich auf der Messe ähnlich bodenständig geben und mit der neuen Generation des S-Max sowie dem ab 9500 Euro teuren Einstiegsmodell Karl vernünftige, bezahlbare Autos in den Vordergrund rücken. Aber die beiden VW-Konkurrenten lassen wenigstens ein bisschen die Muskeln spielen: Ford stellt einen neuen Focus RS mit über 221 kW/300 PS in Aussicht. Und bei Opel munkelt man über eine Neuauflage des zuletzt bis zu 155 kW/211 PS starken Corsa OPC.