Showtime im Sommerloch - Premieren auf der London Motorshow

London. Eigentlich ist auch die Autobranche noch in Ferienlaune: Viele Kunden und Händler sind auf Reisen, die Hersteller bereiten sich auf den Pariser Autosalon als Messe-Höhepunkt des Jahres im Oktober vor. Doch zumindest für ein paar Tage kommt wieder etwas Leben in die Autowelt. Zur London Motorshow (23. Juli bis 3. August) herrscht "Showtime im Sommerloch": Es werden neue Modelle, eine paar umweltfreundliche Prototypen und auch Exoten vorgestellt.

Die wohl wichtigste Neuheit stammt dabei aus Deutschland: Opel zeigt an der Themse den Insignia, der nach Angaben von Marketingchef Alain Visser zu Preisen ab 22.700 Euro am Jahresende die Nachfolge des Vectra antreten soll. Die neue Mittelklasse-Baureihe steht in London als Limousine mit Stufen- oder Fließheck, im Oktober wird in Paris auch der Kombi enthüllt. Mit einem schwungvollen Design und aufwendig gestaltetem Innenraum steht der Insignia laut Alain Visser auch für eine Erneuerung von Opel. Das Auto soll nicht nur mit Design, sondern auch mit Technik und neuartigen Details überzeugen; Visser nannte als Beispiel die erste Heizung für das Wischwasser.

Die zweite Weltpremiere kommt von Lotus. Erstmals seit mehr als zehn Jahren stellt der britische Sportwagenhersteller mit dem Evora ein völlig neues Modell vor. Der Zweitürer wird von einem V6-Motor mit 3,5 Litern Hubraum und 280 PS angetrieben und bietet bis zu vier Personen Platz. Bei den Händlern soll der Evora im Frühjahr 2009 stehen.

Vor allem stellen die Großserienhersteller in London neue Karosserie- und Motorvarianten vor. So zeigt Nissan mit dem zum Herbst angekündigten Qashqai+2 eine um 14 Zentimeter gestreckte Langversion des Modells, die nun Platz für sieben Personen bietet. Renault enthüllt kurz vor der Ablösung des Mégane den besonders sportlichen und um mehr als 100 Kilogramm leichteren Mégane R26R. Seine 230 PS sollen ihn in 6,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Ford wiederum zeigt den Focus RS mit 2,5 Liter-Turbomotor und 300 PS. Hier dauert die Beschleunigung sogar weniger als 6,0 Sekunden.

Doch in Zeiten hoher Benzinpreise und der Klimadiskussion sind es nicht mehr allein die Pferdestärken oder Beschleunigungswerte, die Aufmerksamkeit erregen. Auch in London dreht sich vieles um saubere und sparsame Alternativen. Land Rover präsentiert die Studie eines Hybrid-Geländewagens, der bis zu 30 Prozent sparsamer auf der Straße unterwegs sein soll und zudem auch besser durchs Gelände kommt. Honda will mit dem kleinen Roadster Open Study Modell beweisen, dass Sparen Spaß machen kann. Wie das gehen soll, bleibt aber offen: "Wir zeigen hier nur die Hülle, Technik hat das Auto nicht", sagte ein Sprecher.

Sparen ohne Spaßverzicht verspricht der US-Hersteller Tesla für den gleichnamigen Elektro-Roadster. Der wird erstmals in Europa gezeigt und soll im Jahr 2009 hier auch verkauft werden. Der Roadster auf Basis des Lotus Elise ist nur eines von vielen Elektroautos, die in London zu sehen sind: Egal ob umgebauter Kleinwagen aus China, Leichtkraftwagen aus Frankreich, Smart oder Fiat 500 - die von der Londoner Citymaut befreiten "Stromer" stehen gerade hoch im Kurs.

Die britische Automobilindustrie selbst ist zwar mittlerweile weitgehend ins Ausland verkauft, und von der einstigen Vielzahl an Kleinserienhersteller ist nicht mehr viel geblieben. Doch ein paar Exoten von der Insel werden auch in diesem Jahr gezeigt: Dazu zählen neben Lotus und Morgan auch die Modelle von Sportwagenschmieden wie Westfield oder Kamala, die für kleines Geld kleine Rennwagen mit Straßenzulassung verkaufen. Dazu gibt es mit dem Aspid einen Sportwagen aus Spanien zu sehen, und die Hersteller des Mastretta aus Mexiko sehen ihr Auto sogar als Porsche-Gegner.

Doch so sehr sich die Motorshow in London um internationale Beachtung bemüht - bei allen Herstellern hat sich das noch nicht herumgesprochen. BMW, Audi, Porsche, VW oder auch Fiat haben für die Sommerparty an der Themse ihre Urlaubssaison nicht unterbrochen. (dpa/fin)