Stuttgart. Zuletzt blieb sein Platz leer. Als Daimlers mächtiger Betriebsratschef Erich Klemm jüngst in den Ruhestand verabschiedet wurde, fehlte ein ganz besonderer Weggefährte: Jürgen Schrempp. Der frühere Lenker des Autobauers hält sich mit Auftritten in der Öffentlichkeit inzwischen zurück - der Kontakt zu Daimler riss schon vor Jahren weitgehend ab. Ähnlich bedeckt hält Schrempp sich zu einem anderen Anlass: seinem 70. Geburtstag am 15. September.
Er lasse «sehr herzlich» grüßen, teilt sein Sekretariat mit. Fragen zu seiner ersten Null nach Daimler möchte Schrempp aber nicht entgegennehmen. Seine «restriktive Haltung hinsichtlich der Kommunikation mit den Medien» wolle er beibehalten, heißt es.
«Er lebt nicht zurückgezogen, aber er tritt in der Öffentlichkeit nicht mehr auf - zumindest in Deutschland», erklärt sein Weggefährte und Vertrauter Matthias Kleinert, einst Generalbevollmächtigter bei Daimler. «Weil er den Rummel um seine Person nicht mehr möchte.»
Es gab Zeiten, in denen er viel davon hatte: Nach seinem Aufstieg zum Daimler-Chef träumte Visionär Schrempp etwa von einer automobilen Welt AG. Unter seiner Führung verschmolz Daimler mit dem amerikanischen Autokonzern Chrysler, was Schrempp selbst als «Ehe im Himmel» feierte. Die ist inzwischen längst geschieden - und wurde von Aktionären später als «größte unternehmerische Fehlentscheidung und Kapitalvernichtung» bezeichnet.