Hannover/Frankfurt. Früher, in den «guten alten Zeiten» mit billigem Sprit und ohne Abgas-Vorschriften, da war die Welt für Fans großer Motoren noch in Ordnung. Die Automobilisten fachsimpelten an der Zapfsäule über das seidenweiche Surren eines «Reihensechsers» oder über «Laufruhe» und «Motorenkultur». Jahrzehnte ging das so - und die deutschen Hersteller im Land der Autobahnen ohne Tempolimit definierten sich nicht zuletzt über Motoren. Die Zeiten sind vorbei.
Im Paradies des einstigen PS-Wettrüstens und der Hubraum-Prahlerei herrscht Katerstimmung. CO2-Vorgaben der EU schreiben den Herstellern bis aufs Gramm vor, was bei ihren Flotten in den nächsten Jahren noch aus den Auspuffrohren quellen darf. Als Reaktion darauf gibt es neben dem Leichtbau nur eine zentrale Antwort: weniger durstige Motoren.
Downsizing nennt das die Branche - eine Nummer kleiner muss es sein. Und da gibt es viel zu tun. Laut der Vorgabe aus Brüssel dürfen die Flotten der Hersteller im Jahr 2021 im Schnitt höchstens 95 Gramm pro Kilometer ausstoßen. Wie es um die CO2-Bilanzen bisher bestellt ist, untersucht das Beratungsunternehmen PA Consulting regelmäßig. Jüngster Stand: Während etwa Hybrid-Vorreiter Toyota 2021 unter seinem EU-Grenzwert bleiben dürfte, drohen die deutschen Autobauer die Ziele zu verfehlen. Das könnte je nach Zahl der verkauften Autos Strafen im hohen Millionen- oder gar Milliardenbereich bedeuten.
Und so treibt der Sparzwang erstaunliche Blüten. «In Zukunft werden wir nur noch einen Motor haben, und zwar einen Vierzylinder», sagt Volvo-Chef Hakan Samuelsson. Die Schweden, wohlgemerkt, sind ein Premiumhersteller und konkurrieren mit BMW, Mercedes und Audi. Volvo setzt auf die Aufladung von Motoren. Dabei werden die Verbrenner gewissermaßen zwangsbeatmet: Anstatt die Luft anzusaugen, wird sie hineingedrückt. Das erhöht die Leistung und erlaubt weniger Hubraum.