München/Berlin. Das Auto fährt mit geschärftem Blick in die Zukunft. Nachdem Fahrzeuge schon mit Hilfe von Kamera-, Infrarot- und Radarsensoren das "Sehen" gelernt haben, wird nun ihre Wahrnehmungsleistung mit neuen Assistenzsystemen noch einmal verbessert. Das steigere nicht nur den Komfort, sagt Unfallforscher Matthias Kühn vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. "Solche Technologien bieten auch ein großes Potenzial zur Entschärfung oder gar zur Vermeidung von Unfällen."
Dabei ruhen die Hoffnungen der Unfallforscher unter anderem auf Nachtsichtsystemen: Mit Infrarotkameras blicken sie weiter als die Scheinwerfer strahlen, und vergrößern so das Sichtfeld. Theoretisch könnten mit solchen Systemen bis zu acht Prozent der Unfälle zwischen Fußgängern und Pkw positiv beeinflusst werden, rechnet GDV-Experte Kühn vor. "Doch in der Praxis ist der Sicherheitsgewinn heute leider geringer. Denn entweder muss der Fahrer die ganze Zeit auf den Monitor schauen und ist dann abgelenkt. Oder er läuft Gefahr, dass er mögliche Risiken trotz seiner elektronischen Augen übersieht."
Dieses Problem will BMW bald lösen, sagt der Entwickler Christian Discher. Er arbeitet in München an den kamerabasierten Fahrerassistenzsystemen und ist nach 250.000 Testkilometern so weit, dass schon die zum Herbst avisierte Neuauflage des Siebeners mit der zweiten Generation von Nachtsichtsystemen vorfahren könnte. "Sie kann einen Fußgänger nicht nur zeigen, sondern selbst erkennen und den Fahrer rechtzeitig warnen", sagt Discher. Dafür benötigt man eine höher auflösende Kamera und eine Software zur Bilderkennung, die permanent nach Fußgängern fahndet: "Laufen sie sicher und ungefährdet auf dem Bürgersteig, werden ihre Silhouetten auf dem Monitor nur blassgelb eingefärbt. Kommen sie allerdings auf die Fahrbahn, erscheint ein gelbes Warnsymbol im Cockpit und im Head-up-Display."