Tokio. Ein moderner Supermarkt am Stadtrand von Tokio: Ein Honda Jazz rollt langsam vor den Haupteingang, die Fahrerin lässt den Wagen direkt vor der Tür stehen, drückt ein paar Tasten auf einem Touchscreen am Gebäude und geht shoppen. Während sie schon nach Milch oder Käse schaut, surrt ihr Auto wie von Geisterhand über das Parkdeck, lässt anderen Wagen den Vortritt, bremst für Fußgänger und rangiert selbst auf einen freien Stellplatz. Als die Frau nach zwei Stunden zurück kommt, wiederholt sich das Spiel in umgekehrter Richtung: Touchscreen bedienen, ein paar Sekunden warten, schon steht das Auto wieder bereit - natürlich gleich in Fahrtrichtung.
Honda ist mit seiner Vision für den Stadt- und Shoppingverkehr der Zukunft nicht allein: Fast alle Autohersteller arbeiten an elektronischen Parksystemen, die weit über das Piepsen und Blinken in engen Lücken oder die zielgerichtete Unterstützung beim Lenken hinausgehen. «In wenigen Jahren werden die Autos völlig autonom parken können», ist Honda-Entwickler Toshi Yokoyama überzeugt. Zumindest auf einem Testgelände funktioniert das beschriebene Parkszenario schon reibungslos. «Und von der Serienreife trennt uns nicht mehr viel.» Der Gesetzgeber müsse noch zustimmen und der Supermarktbetreiber eine intelligente Parkraumüberwachung einrichten.
Ähnliche Tests gibt es derzeit auch bei Audi. Schon auf der letzten Elektronik-Messe CES in Las Vegas haben die Bayern einen umgerüsteten A7 in ein vorher speziell präpariertes Parkhaus geschickt, während der Fahrer bereits zu seinem Meeting konnte. Mittlerweile sind die Entwickler einen Schritt weiter: Die Hardware ist komplett im Prototypen integriert, bestätigt ein Audi-Sprecher.
Das ebnet den Weg zum Serieneinsatz, der nur noch wenige Jahre entfernt ist. Bis das System in Parkhäusern funktioniert, werde es zwar noch ein wenig dauern - aber Längs- und Querparken am Straßenrand können Audis schon bald auch dann, wenn der Fahrer nicht mehr im Wagen ist, heißt es im Unternehmen. Die nächste Generation des Flaggschiffs A8 zum Beispiel sei dafür ein «heißer Kandidat».
Bis Autos völlig alleine parken, werden zunächst die bestehenden Systeme verbessert. BMW hat in diesem Jahr auf der CES die nächste Generation des Parkassistenten vorgestellt, der schon im Elektroauto i3 eingebaut wird. Die Elektronik übernimmt nicht nur die Querführung und greift dem Fahrer auf Knopfdruck ins Lenkrad, sondern bremst und beschleunigt auch, erläutert Pressesprecher Cypselus von Frankenberg. Der Fahrer halte lediglich den Parkschalter in der Mittelkonsole gedrückt und überwache das Geschehen. Lässt er den Knopf los, weil überraschend ein Fußgänger den Weg kreuzt, wird der Vorgang abgebrochen, kann danach aber sofort wieder aufgenommen werden.