Esslingen/Hethel. Diese Szenen kann man überall beobachten, wo die ersten Elektrofahrzeuge durch die Innenstädte fahren: Immer wieder springen querende Passanten überrascht zurück auf den Bürgersteig, Radfahrer fallen vor Schreck fast vom Sattel. Denn wer mit Strom fährt, ist nicht nur sauber unterwegs - er fährt auch flüsterleise. Wo man konventionelle Autos am Motorengeräusch schon von weitem kommen hört, schleichen sich Hybridfahrzeuge im Elektromodus oder reine Stromer auf leisen Sohlen an. Das sorgt zwar in der Vision der Entwickler für eine idyllische Ruhe in den Innenstädten. Doch Verkehrsteilnehmer müssen sich umgewöhnen - und die ersten Hersteller sinnen schon auf technische Abhilfe.
Dabei ist es auch die Stille, die neben dem sofort einsetzenden Drehmoment einen Großteil der Faszination elektrischen Fahrens ausmacht, sagt etwa Frank Weber, der für General Motors den Chevrolet Volt entwickelt: "Der kraftvolle 150-PS-Elektroantrieb verleiht dem Volt Flügel. Die Abwesenheit eines Motorengeräuschs ist der reine Luxus. Endlich sind wir dort angekommen, wo wir jahrzehntelang mit dem Verbrennungsmotor hinwollten." Auch geplagte Anwohner atmen erleichtert auf, und einhellig loben die Tester etwa beim Tesla Roadster den Reiz der Ruhe, den sie mit einem Segelflug oder der Fahrt auf einer Yacht bei einer steifen Brise vergleichen.
Doch laufen angesichts steigender Hybrid-Zulassungen bereits die ersten Blindenverbände Sturm. Konventionelle Autos konnten auch sehbehinderte Menschen wahrnehmen, so ihre Argumentation. Wenn man den Wagen aber nicht einmal mehr hört, fürchten sie beim Überqueren der Straße um ihre Sicherheit. "Wir glauben deshalb, dass weitere Entwicklungsarbeiten nötig sind, damit auch Blinde und Sehbehinderte geräuschlose Fahrzeuge identifizieren können", sagt Clive Wood von der britischen Behindertenorganisation "Guide Dogs".