Schanghai. Kaum eine Stadt ist so schrill und turbulent wie Schanghai. Und wie in den Straßen der chinesischen Boomtown geht es auf der jetzt eröffneten Automesse (noch bis 28. April) zu. Denn während die Industrie überall das Klagelied der Krise anstimmt und die Branchengipfel andernorts zu nüchternen Pflichtübungen geworden sind, ist der chinesische Drache weiter auf dem Höhenflug: Schillernde Shows, Heerscharen von Messemädchen und laut wummernde Musik prägen deshalb die Stimmung auf der Auto Schanghai.
Zwar ist Volkswagen unumstrittener Marktführer, doch den Ton geben auf der Messe die etwa zwei Dutzend heimischen Hersteller an. Sie fahren eine ganze Reihe von Fahrzeugen auf, tauchen bisweilen 20 Neuheiten in Konfettiregen und bedienen das gesamte Segment vom pfiffigen Kleinwagen über spießige Mittelklasse-Limousinen bis hin zu feudalen Geländewagen, protzigen Luxuslinern oder Sportmodellen.
Viele dieser Autos kommen Messegästen aus dem Westen verdächtig vertraut vor. Denn nicht nur über die offiziellen Lizenzen für lokale Partner werden altbekannte Europäer und Japaner wie der Mazda 2, der Fiat Multipla oder der Honda Accord in China recycelt oder wie der nagelneue Opel Insignia als Buick Regal einfach unter anderem Namen angeboten. Nach wie vor sind die Chinesen auch Meister im Kopieren: Deshalb erinnern viele neue Stadtflitzer an den Smart oder den Toyota iQ. Der Roewe 550 trägt das Gesicht des VW Eos, bei Brilliance steht noch vor dem Marktstart des Originals eine Imitation des VW Up, und der Hover M3 sieht aus wie eine freizügige Blaupause des Skoda Yeti.