Stuttgart/Wolfsburg. Gleich und gleich gesellt sich gern - so sieht es der Volksmund. Bei den Autobauern ist die sogenannte Gleichteilstrategie längst ein Zauberwort: möglichst viele identische Bauteile in verschiedenen Modellen. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn schwärmt: «Sie ermöglicht nicht nur die flexible, wirtschaftliche Entwicklung und Produktion einer wachsenden Modellpalette, sondern ist auch das richtige Instrument, um die Komplexität im Griff zu behalten.»
Daher setzt Europas größter Autobauer nicht nur auf identische Fahrzeugmodule. Volkswagen modularisiert auch ganze Fabriken, sie kommen gewissermaßen von der Stange. Die Idee dahinter: Chinesen, Osteuropäer, Brasilianer oder Inder haben höchst unterschiedliche Autovorlieben, etwa beim Design. Und dennoch muss das Kunststück gelingen, gerade trotz dieser äußeren Komplexität interne Synergien zu schaffen. Nicht nur für VW, sondern für die gesamte Branche ist das eine entscheidende Wettbewerbsfrage geworden. VW, Daimler, BMW, Toyota, General Motors (GM) und Co. - alle werkeln am Bauteilepuzzle.
Großartig unterschiedlich sind die Ansätze dabei gar nicht. Der Weltmarktführer Toyota hat mit seinem Produktionssystem Messlatte und Vorbild zugleich gegeben, schreiben VW-Produktionsmanager Hubert Waltl und Prof. Horst Wildemann von der TU München in einem kürzlich erschienenen Fachbuch. Demnach ähneln sich die Welten der Fließbänder in den Fabriken aller großen Autohersteller zu mehr als 80 Prozent.
Zuletzt hat auch Daimler das Baukastenfieber gepackt. Die Schwaben möchten durch eine Neuaufstellung der Produktion die laufenden Kosten um fünf bis sechs Prozent senken. Der Autobauer will seine Fertigung standardisieren und entlang von Fahrzeugarchitekturen ausrichten. Alle Werke sollen künftig 300.000 bis 400.000 Autos pro Jahr produzieren. So könne auch bei Anlagen gespart werden.