Köln. Er galt als letzter seiner Art: Bei der Premiere des aktuellen Porsche 911 stimmten Skeptiker vor einigen Jahren schon den Abgesang auf Sportwagen klassischen Zuschnitts an. Den i8 hingegen führte BMW drei Jahre später mit Plug-in-Technik, Elektromotor und Dreizylinder als ersten Sportwagen einer neuen Ära ein. Doch es sind die klassischen Vollgas-Modelle die fröhliche Urstände feiern. Rassige Zweisitzer, die der reinen Freude am Fahren verpflichtet sind.
Dabei zielen viele davon mitten ins Herz des Sportwagengeschäfts und nehmen den Dauerbrenner Porsche 911 ins Visier: «Allmählich hat die Industrie offenbar verstanden, dass die fetten Hypercars mit 1000 PS alles andere als sportlich sind und am Ende doch nur als Geldanlage in klimatisierten Garagen stehen», sagt der Kölner Automobil-Experte Paolo Tumminelli. «Weil dieses Wettrüsten keiner gewinnen kann, besinnen sich die Hersteller eines Besseren und bauen wieder Autos, die nicht stärker und schneller, sondern flinker sind. Und die sich obendrein öfter verkaufen lassen.»
Zum Beispiel der britische Formel-1-Stall Mclaren. Nachdem die Engländer mit dem P1 den Archetypen des «Hyper-Sportwagen» definiert haben, wollen sie jetzt mit einem Einstiegsmodell ihre Produktion mehr als verdoppeln: «Sports Series» heißt die Baureihe, die diesen Sommer zu Preisen ab 160.000 Euro in zunächst zwei Varianten an den Start geht: Als 540C mit 397 kW/540 PS oder als 570S mit entsprechend höherer Leistung. Auf der Überholspur muss man laut Marketingchef Jolyon Nash nicht viele Kompromisse machen. Selbst der 540C schafft es in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist 320 km/h schnell.
Ebenfalls ein Neuzugang in dieser Klasse ist der Mercedes GT. War der Vorgänger SLS mit seinen Flügeltüren eher als luxuriöses Schaustück konzipiert, gibt sich der GT als beinahe bürgerlicher 911-Konkurrent. Ohne effekthascherische Flügeltüren dafür handlicher und leichter, fährt er nach Angaben des Herstellers mit einem neu entwickelten V8-Motor mit 340 kW/462 PS oder 375 kW/510 PS vor und senkt den Preis für einen Sportwagen mit Stern auf bestenfalls 115 430 Euro.
Aus Ingolstadt kommt in diesem Sommer zu Preisen ab 165.000 Euro die zweite Generation des Audi R8. Die Neuauflage sieht zwar auf den ersten Blick nur aus wie eine große Modellpflege. Doch haben die Entwickler an jeder Schraube noch einmal gedreht, sagt der neue Quattro-Chef Heinz Hollerweger. Das Coupé werde leichter, fokussiere sich noch mehr auf den Fahrer und schaffe einen breiten Spagat zwischen Alltag und Ausflügen auf die Rennstrecke.