Turin. Sergio Marchionne verfolgt ein ehrgeiziges Ziel:Er will den angeschlagenen italienischen Autobauer Fiat zum Weltkonzern machen. Der 62 Jahre alte Manager leitete dafür radikale Reformen ein, drückte die Fusion mit der US-Tochter Chrysler durch und schaffte es, dass der traditionsreiche Turiner Großkonzern seinem Heimatland Italien den Rücken kehrt - eine Revolution. In vier Jahren will Marchionne den Gewinn verfünffachen, dann sieht er seineMission als erfüllt an. Für Ende des Jahres 2018 hat der Italo-Kanadier nun seinen Abschied von dem Autobauer angekündigt.
Wenn am kommenden Sonntag die Fusion zwischen Fiat und Chrysler endgültig perfekt ist, hat Marchionne den wohl bislang größten Schritt auf seinem Weg geschafft, seitdem er vor zehn Jahren das Ruder bei Fiat übernommen hat. Er will den Konzern als zweitgrößten Autohersteller nach Toyota - auf Augenhöhe mit Volkswagen - etablieren. Zuletzt leitete Marchionne dafür auch den Führungswechsel bei Ferrari ein. Am Montag übernimmt Marchionne den Chefposten bei der Fiat-Tochter und löst damit Präsident Luca diMontezemolo ab.
Mit seiner knallharten Überlebensstrategie hat sich Marchionne in Italien jedoch nicht nur Freunde gemacht. Sein Ehrgeiz, sein Durchsetzungsvermögen und seine Erfolge werden zwar durchaus anerkannt, doch gleichzeitig bereiten seine Kompromisslosigkeit den Italienern auch Kopfzerbrechen. Vor allem der Umzug des neuen Konzerns FCA (Fiat Chrysler Automobiles) nach London traf viele seiner Landsleute hart.
Der 1952 in den Abruzzen geborene Marchionne ist Italiener mit kanadischem Pass, er hat in Toronto studiert. Nach mehreren Stationen bei Verpackungsfirmen kam der Anwalt und Wirtschaftsprüfer 2004 zu Fiat. Marchionne ist für seine markigen Worte bekannt - und für sein unkonventionelles Auftreten: Auch bei geschäftlichen Anlässen trägt er meist Pullover und Rucksack statt Anzug und Aktentasche. (dpa/gem)