Köln. "Früher war alles besser" - wenn Menschen älter werden, neigen sie dazu, die Vergangenheit zu verklären. Für Psychologen liegt das daran, dass vor allem Positives im Gedächtnis haften bleibt, Negatives wird mit der Zeit verdrängt. Dadurch wird Vergangenes eher als angenehm empfunden als Gegenwärtiges. Autofans sehen das bezogen auf Entwicklungen im Automobilbereich etwas anders. Denn dass sie ältere Autos - man denke nur an den Jaguar E-Type, die DS von Citroën oder den SL-Flügeltürer von Mercedes - schöner und aufregender finden als viele moderne, ist für sie keine Frage der Wahrnehmung: Für sie hat das Automobildesign stark nachgelassen.
Auch Prof. Paolo Tumminelli vom Goodbrands Institute for Automotive Culture in Köln kritisiert "den Einheitsbrei". Gewisse Dinge kämen immer wieder vor - zwangsläufig, wie er meint: "Wir haben alles gesagt, was zu sagen war." Für Prof. Stefan Heiliger gibt es noch einen weiteren Grund. "Alle wollen an derselben Zielgruppe verdienen", erklärt der ehemalige Autodesigner aus Frankfurt/Main. "Man produziert das, was der Mainstream will."
Als Folge kümmere sich kaum ein Hersteller vom Design her mehr um die Randgruppen. Selbst früher für ihren eigenwilligen Stil bekannte und von ihren Fans dafür geschätzte Marken wie Saab oder Volvo seien längst vom Design-Mainstream assimiliert, kritisiert Heiliger: "Es geht nur noch um kleinkarierte Variantenbildung. Winzige Abweichungen sind schon signifikant. Das ist für einen Designer eine erschreckende Entwicklung." Kein Wunder also, dass viele Autofans wehmütig auf Fahrzeuge aus den 50er, 60er oder 70er Jahren zurückblicken. "Die sind heute ein Augenschmaus, weil da einfach Charakter drinsteckt."