München. Die Emil-Frey-Gruppe verkaufte in Deutschland 2006 insgesamt 43.423 Neufahrzeuge. Damit führt das Unternehmen erneut das Ranking der Top-50-Händler vor der Augsburger AVAG und der Deutschen Auto Handels Holding an. Nach der aktuellen Untersuchung der Top-50-Händlergruppen des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA)* spielen Händlergruppen in Deutschland mittlerweile bei fast allen Marken eine zunehmend wichtige Rolle im Vertrieb. Dabei steigt der IFA-Untersuchung zufolge nicht nur die durchschnittliche Größe der einzelnen Betriebe, auch die ohnehin schon großen Gruppen wachsen noch weiter.
Top 50 – Die Gewinner des Strukturwandels
„Professionell geführte Händlergruppen werden zu den Gewinnern im Strukturwandel gehören“, kommentiert IFA-Leiter Willi Diez die aktuellen Ergebnisse. „Es ist daher höchste Zeit, von der Vorstellung Abschied zu nehmen, der Automobilhandel in Deutschland sei noch immer von kleinen, standortgebundenen Autohäusern geprägt.“ Das traditionelle, familiengeführte Autohaus wird sich der Studie zufolge künftig vor allem in ländlichen Regionen behaupten können, in den Ballungszentren und städtischen Verdichtungsräumen jedoch zeichnet sich die Dominanz großer Händlergruppen ab. Und die Zukunftsaussichten dieser Unternehmen in einem durch Verdrängungswettbewerb gekennzeichneten Markt sind laut Diez „besser denn je, weil sie den unausweichlichen und voll in Gang befindlichen Konsolidierungsprozess für ihr Wachstum nützen können.“
Händlergruppen unterliegen zwar grundsätzlich den gleichen vertraglichen Regelungen wie kleine Autohäuser, „aber ihr Gestaltungsspielraum im Rahmen der Händlerverträge ist ungleich größer“, weiß Diez. Diesen Spielraum können sie nutzen, „um den Grad der Fremdbestimmung weiter zu reduzieren“.
Dennoch stehen auch die Händlergruppen vor großen Herausforderungen. Eine davon ist die Finanzierung ihres Wachstums. „Gegenwärtig gibt es in Finanzkreisen nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung, sich stärker im Automobilhandel zu engagieren“, erläutert Studienleiter Diez. Eine Zurückhaltung, die angesichts der angespannten Marktsituation und etlicher Insolvenzen verständlich ist. Andererseits ist laut Diez aber auch zu erkennen, „dass eine wachsende Zahl von Händlergruppen Renditen erwirtschaften, die mit denen von Handelsunternehmen in anderen Branchen durchaus vergleichbar sind“.
Nach der Definition der IFA-Studie werden Autohäuser mit drei und mehr Verkaufsbetrieben zu den Handelsgruppen gezählt. Der Studie zufolge sind dies in Deutschland knapp 2000 der insgesamt 9800 selbstständigen markengebundenen Autohaus-Unternehmen. Ihr Anteil an den verkauften Neuwagen ist nach IFA-Schätzungen seit 1997 von zehn auf rund 64 Prozent gestiegen. Allein die Top-50-Händler vermark-teten 2006 insgesamt 494.310 Neuwagen, das entspricht einem Marktanteil von 14,3 Prozent.
Bis auf eine Ausnahme (Cloppenburg Automobile) vertreiben alle Top-50-Händler mehrere Marken, im Schnitt sind es sechs. Spitzenreiter ist Kroymans mit einem 16-Marken-Portfolio vor Emil Frey mit 15 Fabrikaten. Etwa 20 Top-50-Gruppen haben ihren Markenschwerpunkt bei VW und Audi, stark vertreten sind auch Opel, Ford und Mercedes-Benz sowie Toyota als häufigste Importmarke. Zwölf Gruppen zeigen zweistellige Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr. Spitzenreiter ist Kroymans mit einem Zuwachs von über 75 Prozent, gefolgt von der Wellergruppe (plus 42 Prozent) und Jacobs Automobile (plus 40 Prozent). Zu den wichtigsten Gründen für das schnelle Wachstum gehören Insolvenzen und Nachfolgeprobleme im Handel: Der Studie zufolge werden immer mehr traditionell geführte Autohäuser, die in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, zu potenziellen Übernahmekandidaten der großen Gruppen.
* Anm. d. Red.: Grundlage der Rankings sind die von den Unternehmen zur Verfügung gestellten Daten, die von IFA erhoben und einer Plausibilitätsprüfung unterzogen wurden. Die Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einige Gruppen haben sich geweigert, ihre Unternehmensdaten zu publizieren und fehlen im Ranking.