Der Diesel mag bei den Neuzulassungen massiv auf dem Rückzug sein, auf den Straßen ist sein Bestand relativ stabil. Vom 1. Juli 2018 bis zum 1. Oktober 2018 stieg die Zahl der Pkw mit Selbstzünder-Motor sogar um fast 13.000, wie aus aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hervorgeht (neuere Werte liegen nicht vor). Noch liegt die Zahl der neu zugelassenen oder importierten Diesel also über der der stillgelegten oder ins Ausland verkauften.
Doch für die Frage von Luftqualität und Fahrverboten ist wichtiger, wie schnell die Zahl der alten Diesel mit schlechten Abgaswerten sind. Und hier scheinen die Debatte – und wohl auch die Umtauschprämien – zuletzt durchaus eine gewisse Wirkung entfaltet zu haben. Denn der Bestand an alten Dieseln ist merklich geschrumpft. So sank die Zahl der Selbstzünder mit den Abgasnormen Euro 1-4 im Verlauf des dritten Quartals 2018 um 161.361 oder 3,1 Prozent.
Nun ist ein gewisser Austausch des Fuhrparks normal, schließlich werden Autos alt und gehen kaputt oder werden exportiert, doch für die Beschleunigung durch Fahrverbote und Umtauschprämien spricht unter anderem der Vergleich zwischen Benzinern und Dieseln. Denn auch wenn Benzinern eigentlich eine kürzere Lebensdauer nachgesagt wird, sinkt der Bestand an Pkw mit alten Ottomotoren langsamer. Für die Abgasnormen Euro 1-4 sank der Bestand im Verlauf des dritten Quartals nur um 2,1 Prozent und das obwohl bei den besonders alten Fahrzeugen mit Euro 1 und 2 die Benziner schneller von der Straße verschwinden als Diesel. Hier könnte sich allerdings bemerkbar machen, dass im Herbst Oldtimer vorübergehend abgemeldet werden.
Einen Überblick über die Veränderung des Bestands an Benzinern und Dieseln in den einzelnen Schadstoffklassen gibt die folgende Grafik, wobei beachtet werden muss, dass die Schadstoffklassen Euro 1 und Euro 2 deutlich geringere Bestände aufweisen. Dass hier prozentual mehr Benziner als Diesel von der Straße verschwinden fällt also nicht so stark ins Gewicht.
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Auch der Vergleich einzelner Bundesländer legt die Auswirkung der Dieseldebatte und Prämien nahe. So fällt auf, dass in Hamburg, wo das bundesweit erste Fahrverbot eingeführt wurde, der Bestand an alten Dieseln schneller sinkt als im Bundesdurchschnitt – ganz besonders in der Norm Euro 5. Auch in Baden-Württemberg, wo es relativ viele von Fahrverboten bedrohte Kommunen gibt, sinkt der Bestand etwas schneller als im Bundesdurchschnitt. Ein Kaufkraftthema scheint dies dabei nicht zu sein, denn auch im ebenfalls wohlhabenden Bayern, das allerdings mit München nur eine fahrverbotsbedrohte Kommune hat, sinkt der Bestand alter Diesel langsamer als im "Ländle" oder Hamburg. Um wirklich große Wirkung auf die Luftqualität zu entfalten, sind die Unterschiede aber insgesamt zu klein.
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