Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Aber auch wer zu früh dran ist, schaut mitunter in die Röhre. Niemand hat das schmerzhafter lernen müssen, als die elektrischen Erstlinge. Denn egal ob BMW i3, Renault Zoe oder eben Nissan Leaf – als sie kamen, haben sie alle viel Aufmerksamkeit erregt und Lob geerntet. Und wurden danach von der Konkurrenz überrollt. Die Japaner sind so vom Weltmarktführer zum Statisten unter den Stromern verkommen und haben nun entsprechend viel Rückstand. Und dann kamen auch noch der Skandal um ihren Präsidenten Carlos Ghosn, die Halbleiterkrise und Corona dazwischen.
Doch jetzt endlich soll Schluss sein und der Erfinder des einstmals meistverkauften Elektroautos der Welt startet in diesem Sommer mit dem neuen Ariya zur großen Aufholjagd. Technisch eng verwandt mit dem Renault Megane E-Tech, aber eine Klasse größer und ein Drittel teurer, soll er im Spätsommer zu Preisen ab etwa 47.000 Euro Konkurrenten wie dem VW ID.4, dem Skoda Enyaq, dem Ford Mustang Mach-E und dem Hyundai Ioniq5 zeigen, wo hier der Hammer hängt.
Bei der ersten Fahrt gibt sich der Ariya keine Blöße: Er wirkt wie alle Elektroautos für sein Format von 4,60 Metern überraschend handlich, sein Drehmomentaufbau ist schneller als die Reifen auf nassem Asphalt verkraften und natürlich fährt er flüsterleise. Auch die Betriebsstrategie ist eingängig: Die drei verschiedenen Fahrmodi fördern tatsächlich unterschiedliche Charaktere zu Tage und wo andere Hersteller ihre Kunden mit unzähligen Rekuperationsstufen behelligen, fährt man den Ariya entweder wie ein normales Auto mit zwei Pedalen oder aktiviert mit einem Knopfdruck das e-Pedal und kommt dann wirklich ohne mechanische Bremse aus.