"Gnadenlos und direkt"

Selbstbewusst und angriffslustig gibt sich BMW-Vorstandschef Harald Krüger im Interview mit dem Hamburger Manager Magazin und kündigt an: "2020 werden wir beim Absatz wieder die Nummer eins sein." Auf dieses Ziel verpflichte er sein Team, "auch wenn das kein Spaziergang wird".

Seine strategische Perspektive reiche bis mindestens 2025, "eigentlich sogar bis 2030", sagt der 52-jährige, der im Mai 2015 den BMW-Vorstandsvorsitz übernommen hatte, und verweist auf seinen Besuch bei Chinas Staatspräsident Xi Jinping. "Der plant noch viel langfristiger".

Krüger sieht sich als derjenige, der "für den Umbau der BMW Group in einen kundenzentrierte Mobilitätsfirma und einen Techkonzern" steht. Er werde BMW aber nicht zu "irgendeinem kundenzentrierten Mobilitätskonzern entwickeln, sondern zum besten", stellt Krüger klar. "So wie Apple".

Der IT-Konzern verkaufe zwar nicht die meisten Smartphones, aber die mit dem besten Design, der besten Technologie und der besten Kundenbindung. "Heute traut sich kaum noch ein Kunde, Apples Ökosystem zu verlassen", schwärmt der Autoboss. "Und genau das müssen wir auch schaffen".

Die Kunden bewegten sich in der Apple-Welt "nahtlos von einem Gerät zum anderen. Genauso muss es in der BMW-Welt sein", betont Krüger. "Unsere Kunden dürfen nicht mal an einen Wechsel denken". Mit diesem Ansatz will der BMW-Chef in den kommenden acht Jahren die Zahl der Kunden über alle Produkte und Services hinweg mehr als verdreifachen – bis 2025 von aktuell rund 30 Millionen auf 100 Millionen.

Technologieführerschaft definiere sich heute nicht mehr über die innovativsten Motoren, sondern entscheide sich bei den Themen autonomes Fahren und Elektromobilität. Dabei scheut der BMW-Chef auch den Vergleich mit dem kalifornischen E-Auto-Pionier nicht: "Wir liegen Kopf an Kopf mit Tesla, haben 2017 mehr als 100.000 elektrifizierte Autos verkauft", rechnet Krüger vor. Allerdings zählt er auch Hybridfahrzeuge mit, die Tesla ja gar nicht anbietet.

Als Kontrollinstanz bei der Umsetzung der Qualitätsführerschaft und Kundenzufriedenheit setzt Krüger auf den Net Promotor Score (NPS), eine Kennzahl zur Bewertung der Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsbereitschaft.

Im Unterschied zu den klassischen Kundenbefragungen liefere der NPS das Feedback "gnadenlos und direkt", sagt Krüger. Deshalb werde BMW "die Befragungen weltweit ausrollen und einen Teil der Boni daran knüpfen", kündigt er an. "Über NPS kann ich die Leute mit der Wahrheit konfrontieren".

Und der BMW-Boss lässt keinen Zweifel daran, wie er modernen Führungsstil definiert. Nur über das Team zu führen sei nicht ausreichend. "Manche Entscheidungen müssen sie ganz klar von oben treffen. Dann heißt es: Ich habe mir die Diskussion jetzt lange angehört, aber ich will 100.000 Elektromobile, Ende der Durchsage."

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