BMW arbeitet zwar fieberhaft an der Entwicklung von Level 3 und Level 4-Systemen für selbstfahrende Autos. An Robotaxis wie sie die Google-Schwester Waymo bald auf die Straßen bringt, arbeitet BMW aber nicht. Stattdessen lassen sich die Bayern Zeit mit der Entwicklung von Autos ohne Lenkrad und Pedalerie. "Stand heute haben wir noch keine Entscheidung für oder gegen ein Roboterauto nach Level 5 getroffen", sagt Elmar Frickenstein im Gespräch mit der Automobilwoche. Frickenstein leitet bei BMW die Entwicklung selbstfahrender Autos.
Ganz anders Daimler und Bosch. Die beiden Konzerne aus Stuttgart haben sich zu einer Kooperation zusammengeschlossen, um gemeinsam Level 3, Level 4, aber auch Level 5-Systeme zu entwickeln und an Autos zu arbeiten, die ohne Pedale und Lenkrad konzipiert sind. "Wir wollen ein Gesamtfahrsystem für ein fahrerloses automatisiertes Fahrzeug entwickeln, also Level 5 für sogenannte Shared Autonomous Electric Vehicles (SAEV), wie sie im Robotaxibetrieb eingesetzt werden", sagt Stephan Hönle, der bei Bosch den Bereich Automated Driving Systems leitet und auch an der Kooperation mit Daimler mitarbeitet.
BMW, so wird im Gespräch mit Frickenstein klar, hadert derzeit noch mit dem Geschäftsmodell rund um Robotaxis, so wie sie Googles Schwesterfirma Waymo oder auch Daimler und Bosch entwickeln.
Laut Frickenstein wolle BMW evolutionär vorgehen und zunächst Level 3 einführen. Zudem werde BMW "ab 2021 ein Level-4-System in einer Testflotte auf Basis des BMW iNext erproben. Für ein flächendeckendes Kundenangebot werden wir noch viele, viele Jahre brauchen. Erst müssen wir komplexe Bedingungen wie in London, Rom oder Kairo beherrschen."
Sicher ist aber auch, dass BMW auf lange Sicht nicht umhin kommen wird, ein solches Geschäftsmodell für autonome Autos nach Level 5 zu entwickeln. Die Frage ist nur, wie dieser Business-Case aussehen wird. Es könnte sein, dass der Premiumhersteller Abstand nimmt von einem Fahrdienst ŕ la Waymo und Uber und selbstfahrende Technologie zunächst nur als Sonderausstattung anbietet. Ob sich das aber rechnet, steht auf einem anderen Blatt. Denn die Investitionen, die BMW derzeit in die Entwicklung selbstfahrender Technologien steckt, sind hoch: Erst im April hat BMW seinen Campus Autonomes Fahren in Unterschleißheim vor den Toren Münchens eröffnet. Rund 1200 IT-Experten und Softwareingenieure arbeiten hier mittlerweile, sie kommen zum großen Teil von BMW, aber auch von den BMW's Kooperationspartnern, dem Chiphersteller Intel und seiner Tochterfirma Mobileye.
Zudem drücken Investitionen in automatisiertes Fahren aber auch in Elektromobilität das operative Ergebnis im zweiten Quartal. Die Marge in der Autosparte sank auf 8,6 Prozent, 1,5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahresquartal. Dennoch: BMW glaubt weiter an diese Zukunftstechnologien und will die Ausgaben für Forschung und Entwicklung weiter erhöhen.
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