"Kolben-"Mahle jetzt voll auf Elektro-Kurs

Gerade hat Mahle den Verkauf des mit Bosch gemeinsam betriebenen Turbolader-Geschäft unter Dach und Fach gebracht. Mit FountainVest ist einen Investor gefunden. Für Mahle ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung E-Mobilität. Wie sehr sich der Konzern, der für seine Kolben bekannt ist gerade wandelt, zeigt sich auch in Frankfurt. Dort steht ein elektrische Konzeptfahrzeug auf der Bühne, der Noch-Verbrenner-Spezialisten.

Wachsender Innenstadtverkehr, knapper Parkraum und der zunehmende Trend zur Nutzung von Carsharing-Angeboten erfordern auch neue Mobilitäts- und Fahrzeugkonzepte, heißt es bei Mahle. Kompakte Maße, Wendigkeit, Komfort, intuitive Bedienung und Vernetzung standen im Fokus der MEET-Entwickler.

Zudem sollte das Fahrzeug sehr effizient sein, ohne zu teuer zu werden. Den Vortrieb übernimmt daher ein IPM-Traktionsantrieb (IPM: „Interior Magnet Synchronous Motor“), eine Kombination aus Synchronmotor mit Permanentmagneten und integrierter 48-Volt-Elektronik. Zwei Motoren mit jeweils 20 kW Leistung treiben die Hinterräder über ein zentrales Getriebe an.

Die Antriebsleistung ist eher gering ausgelegt, weil das Auto nur 700 Kilogramm wiegt und als Auto für die Stadt auch nur eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h bietet. Die Spannung von 48 Volt erlaubt zudem den Verzicht auf teure Schutzmaßnahmen gegen elektrische Hochspannung, wie sie etwa bei Spannungen ab 60 Volt erforderlich werden. Dadurch ist das System laut Mahle etwa ein Drittel billiger als ein Hochvolt-Konzept.

Die getrennte Ansteuerung der Hinterräder soll zudem die Manövrierbarkeit des Autos verbessern. Der modular aufgebaute Antrieb lässt sich je nach Anwendung ­umrüsten und auf verschiedenen Plattformen einsetzen. Die vorhandene 48-Volt-Architektur in Hybridfahrzeugen erlaubt zudem eine einfache Integration beispielsweise als Antriebseinheit oder für ein elektrisches Allradsystem.

Mahle hatte sich bislang auf dieWeiterentwicklung von Verbrennungsmotoren spezialisiert. Noch vor zwei Jahren war aus Unternehmenskreisen zu hören, dass die Elektromobilität eher ­eine untergeordnete Rolle im Konzern spiele.

Ein klares Bekenntnis zur E-Mobilität erfolgte indes in diesem Jahr. „Wir werden die verbrennungsmotorische Seite und die Elektromobilität mit gleicher Intensität entwickeln“, sagt Mahle-Chef Wolf-Henning Scheider. Langfristig betrachtet sei die Elektromobilität für Mahle ein entscheidender Baustein, um das Ziel eines klimaneutralen Individualverkehrs erreichen zu können.

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