Zwei sind einer zu viel

Sein unkonventioneller Auftritt hat ihn stets aus der Masse der Kompaktwagen herausstechen lassen. Genau das war beim C4 Cactus auch das Ziel der Marketing-Strategen. Unübersehbar: die dicken Luftpolster an der Flanke, Airbumps genannt. Fast schon ein Markenzeichen von Citroen – und der Traum in allen engen Parklücken.

Den Airbumbs ist jetzt ein wenig die Luft ausgegangen. Zum Frühjahr erhält der C4 Cactus, in der Mitte seines Lebenszyklus angekommen, die umfangreichste Modellüberarbeitung in der Firmengeschichte. So benennt die Renovierung zumindest Citroen-Chefin Linda Jackson, und spricht daher vom "neuen Cactus". Wer alt und neu nebeneinander stellt, mag dem beipflichten. Aus dem jugendlich-frechen Auto ist ein wenig der seriös-vernünftige Typ geworden. Der Cactus verliert ein paar seiner Stacheln, besitzt aber immer noch genügend Extravaganz gegenüber seinen Mitstreitern aus der Golf-Klasse.

Citroen will hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Weil der normale C4 im Sommer ausläuft, man jene Kunden aber nicht mit dicken Airbumps und zu viel Verspieltheit verschrecken, auf der anderen Seite aber auch die bisherigen Cactus-Liebhaber halten will, ist die Goldene Mitte gefragt. Die Franzosen nahmen sehr viel Geld für das Facelift in die Hand. Üblicherweise werden bei einer Modellpflege nur die Anbauteile und vielleicht noch die Scheinwerfer geändert, weil Änderungen am Blech sehr hohe Werkzeugkosten nach sich ziehen. Beim Cactus ist sogar die komplette Außenhaut neu. Behalten hat er dabei allerdings seine eigenwilligen Proportionen.

Weniger Umbauten gibt es im Innenraum. Die individuellen Kofferschlaufengriffe an den Türen blieben genauso wie die hinteren Ausstellfenster. Es fehlt weiterhin – ebenfalls aus Kostengründen – der Spiegel hinter der rechten Sonnenblende. Und ein paar Euro hätte man noch in die Hand nehmen können, um die Türablagen so zu gestalten, dass dort aufrecht eine 1-Liter-Flasche hinein passt. Billig wirken zudem diverse Plastikelemente im Cockpit. Hier blickt der Rotstift der Controller durch.

Das Hauptaugenmerk lag auf den Sitzen. Sie glichen auch zuvor schon dicken Sesseln und strahlten damit eine Gemütlichkeit aus, die in dieser Form kein anderer Autohersteller bietet. Allerdings war das Gestühl vielen zu weich, vor allem auf längeren Strecken. "Wir haben im Unterbau jetzt eine festere Unterstützung gewählt", sagt Produktmanager Pierre Yves Couineau, und bezeichnet die Sessel im feschen Marketingdeutsch als "Advanced Comfort Sitze".

"Wir wollen im Volumensegment Referenz für Komfort werden", sagt Linda Jackson. Der Ausdruck "Advanced Comfort" ziert künftig auch die Federung. Exklusiv stattet Citroen – Peugeot, DS und Opel bleiben außen vor – damit nach und nach seine Modelle aus. Als nächstes ist der C5 Aircross Ende des Jahres dran. Die "Advanced Comfort Federung" soll die einstige Hydropneumatik ersetzen und fast deren Komfort erreichen, nur viel, viel günstiger und weniger störanfällig.

Zur Modellpflege spendierte Citroen dem C4 Cactus dickeres Glas, neue Türdichtungen, eine Akustik-Windschutzscheibe und mehr Dämmmaterial.

Und dennoch bleibt der Wagen ein Leichtgewicht, bringt mit 1045 Kilogramm Leergewicht rund 150 Kilo weniger auf die Waage als die Konkurrenz. "Wir haben das klassenbeste Verhältnis zwischen Gewicht, Leistung und Verbrauch", sagt Couineau.

Die Markteinführung des neuen C4 Cactus ist im April. Los geht's ab 17.490 Euro. Das liegt rund 600 Euro unter dem Golf, der mit nur 85 und nicht wie der Citroen mit 110 PS an den Start geht. In der Automatikversion kostet der Cactus ab 20.640 Euro. Die von uns gefahrene Variante mit 131 PS beginnt bei 20.190 Euro. Den Diesel (99 PS) lassen sich die Franzosen mit mindestens 20.790 Euro bezahlen. Er wird mit AdBlue-Technik und Partikelfilter ausgestattet sein. Bislang haben mehr als 75 Prozent der Cactus-Kunden Benzinmotoren gewählt. Insgesamt verzeichnet Citroen in den vergangenen zwei Jahren einen Dieselrückgang von 75 auf 55 Prozent.

Die besten Märkte für den C4 Cactus waren bislang Frankreich und Großbritannien. Nach China soll das Modell nicht exportiert werden. "Wir setzen hier mehr auf SUV", so Marken-Chefin Jackson. Gebaut wird der Cactus wie gehabt in Madrid. Andere Citroen-Modelle als der C4 sollen diesen Beinamen auch in Zukunft nicht erhalten.

Neun Außenlackierungen, fünf Ausstattungsvarianten und vier Styling-Pakete will Citroen für den 4,17 Meter langen Cactus anbieten. Genügend Kombinationen für den Käufer also, sich seinen Wagen individuell herzurichten und ihn dadurch noch ein wenig mehr aus der Masse herausstechen zu lassen als er es ohnehin schon tut.

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