Ex-VW-Motorenchef Jens Hadler hat in einer Aussage, aus der das Handelsblatt umfangreich zitiert hat, EX-VW-Konzernchef Martin Winterkorn schwer belastet. Demnach soll der ehemalige CEO schon früh, nämlich 2011, über unzulässige Abschalteinrichtungen bei Benzin-Fahrzeugen in den USA informiert gewesen sein.
Das Blatt gab den genauen Wortlaut, den Hadler zu Protokoll gegeben hatte, wider. So hieß es, Winterkorn habe Hadler dazu gedrängt eine unzuschlässige Abschalteinrichtung (defeat device) bei Benzin-Motoren installieren zu lassen. Hadler habe sich geweigert und Winterkorn auf den daraus resultierenden Gesetzesverstoß hingewiesen.
Winterkorns Anwalt Felix Dörr lässt nun wie das Handelsblatt berichtet wissen, dass nicht jede Software-Lösung eine nach US-Recht unerlaubte Abschalteinrichtung darstelle. Das Handelsblatt zitiert Dörr wie folgt: „Die rechtliche Einordnung einzelner Elemente einer komplexen Motor-Steuerung setzt eine vertiefte Kenntnis des regulatorischen Systems in den USA voraus, ist entsprechend aufwendig und kann von einem Techniker ohne entsprechende Beratung nicht getroffen werden."
Nach Darstellung des Anwalts habe Winterkorn keine nach US-Recht unzulässige Abschalteinrichtung (defeat device) angeordnet, "sondern von den Entwicklern vielmehr eine technische Lösung des Problems gefordert", so der Anwalt gegenüber dem Blatt.
Im Kern ging es um das Thema Klimaanlage bei US-Benzinern in den Modellen Jetta und Passat. So sollte laut Hadlers Aussage die Klimaanlage nach Wunsch des Vorstands erst angehen, wenn der Katalysator auf Betriebstemperatur war. Die "Klima-Leute" hätten erreichen wollen, dass der Katalysator so schnell wie möglich maximale Leistung bringt, da in den USA die Abgase direkt nach dem Motorstart gemessen würden.Die Klimaanlage hätte aber Wärme abgezogen, die dem Katalysator dann gefehlt hätte, um die Abgase umzuwandeln. Die Klima-Experten hätten ihm gesagt, man könne da ja einfach "eine Funktion reinmachen". Hadler hielt dies für illegal und kommunizierte das auch so. Winterkorn fand die Lösung jedoch gut und soll gesagt haben: "Mensch, das ist doch eine tolle Idee. Kann man ja so machen."
Hader habe gesagt: "Nee, Chef, das geht nicht. das wäre ein Defeat Device in den USA:" Schließlich sei dort jede Software, die in Abgasvorgänge eingreife, verboten. Winterkorn, der eigenen Aussagen zufolge den Begriff "Defeat device" "sicher nicht vor September 2015" gehört habe, habe dem Bericht zufolge weiter gesagt: "Na ja, jetzt hab dich mal nicht so und mach mal."
Nach Angaben des Handelsblatts hat sich die Staatsanwaltschaft Braunschweig bisher nicht geäußert, ob sie die Vorwürfe Hadlers in ihre Untersuchungen aufnimmt. (Mitarbeit: Gerhard Mauerer)
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