Seit nunmehr zwei Monaten sitzt Rupert Stadler in Untersuchungshaft. Die Nachricht über die Inhaftierung des Top-Managers lösten im Juni im Volkswagen-Konzern Schockwellen aus. Kurz darauf wurde Stadler beurlaubt und Vertriebsmanager Bram Schot als Interimschef an der Audi-Spitze platziert.
Bisher war unklar, ob Stadler langfristig von der Position verschwinden wird. Erst kürzlich stellte sich VW-Konzernchef Herbert Diess auf die Seite seines Premiummarken-Chefs: "Rupert Stadler kenne ich seit Jahren als Kollegen, und ich habe ihn in der Dieselkrise als Aufklärer wahrgenommen", sagte er in einem Interview. Aus dem Konzern hieß es hinter vorgehaltener Hand immer wieder: Diess wolle Stadler halten.
Auch Hiltrud Werner, Vorstandsdame für Integrität und Recht, schaltete sich in die Debatte um Stadler ein und kritisierte mitunter scharf. In einem Interview mit der "Financial Times" sagte sie: "Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber wenn jemand auf diese Weise gedemütigt wird, denke ich, dass ein Aufsichtsrat ihn nicht weiter demütigen muss." (Lesen Sie auch: Arbeitsrechtler: Was die U-Haft für Stadler bedeutet)
Der Audi-Betriebsrat stellt sich gegen Stadler. Audi-Betriebsratschef Peter Mosch hat nach der Verhaftung von Vorstandschef Rupert Stadler einen personellen Neubeginn und eine Strategie zur langfristigen Sicherung der Arbeitsplätze gefordert. "Ein "Weiter so" akzeptieren wir nicht. Deshalb fordern wir einen Neustart, der jetzt gezündet werden muss", sagte Mosch auf einer Betriebsversammlung im Stammwerk Ingolstadt im Juli.
Der VW-Konzern hatte zu Beginn der U-Haft wiederholt formuliert: Es gelte die Unschuldsvermutung für Stadler. Dennoch: Die anhaltende U-Haft des Topmanagers wird für den Konzern zum Problem. Heute treten also die 20 Aufseher zusammen und wollen darüber sprechen, ob Stadler an der Spitze von Audi bleiben kann. Bis Mittag soll eine Entscheidung vorliegen, schreibt das "Handelsblatt".
Nach Angaben des Blattes mehrten sich am Wochenende die Hinweise, dass sich der Aufsichtsrat für die Trennung entscheiden könnte.
So oder so ist die Entscheidung für Volkswagen ein Risiko: Wird Stadler als Unschuldiger aus den Ermittlungen hervorgehen, muss sich der Konzern vorwerfen lassen, ihn in gewisser Weise vorverurteilt zu haben. Von den finanziellen Lasten einmal ganz abgesehen. Da Stadler aktuell nicht rechtskräftig verurteilt ist, müsste der VW-Konzern ihm das Gehalt aus dem laufenden Vertrag ausbezahlen.
Sollte Stadler aber verurteilt werden, wäre er für den Konzern ohnehin nicht mehr tragbar und müsste seinerseits wohl auch fürchten, vom Konzern belangt zu werden.
Ein Nachfolger für Stadler steht derweil schon in den Startlöchern. Als aussichtsreichster Kandidat wird der Ex-BMW-Manager Markus Duesmann gehandelt. Zum Juli hatte VW den Manager erfolgreich abgeworben. Allerdings besteht eine Konkurrenzausschluss-Klausel und BMW weigert sich demnach Duesmann früher davon zu entbinden. Es bleibt spannend...
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