Mit Träumen kennen sie sich aus in Hollywood und mit der Realität hat das Tagesgeschäft dort meist relativ wenig zu tun. Das gilt in Zeiten wie diesen allerdings nicht nur für die Filmstudios, sondern auch für das Messegelände. Denn dort feiert die PS-Branche die letzte Autoshow des Jahres und tut dabei so, als hätte es nie eine Pandemie und schon gar keine Messemüdigkeit gegeben. Demonstrative Partystimmung und ganz viel „awesome“ und „amazing“ liegen deshalb über Downtown und in den Eventlocations drumherum klingen lautstark die Champagner-Flöten. Selbst wenn es gar nicht so viel zu feiern gibt. Oder vielleicht doch?
Zwar sind zum Beispiel die deutschen Hersteller hier außer Porsche allenfalls von ihren lokalen Kollegen vertreten und Neuheiten haben sie schon gar keine dabei. Doch reißen es die Schwaben fast alleine heraus und stellen mit dem 911 Dakar den absoluten Star der Show - selbst wenn aufgebockte Rallye-Elfer nur 2500-mal gebaut wird und ohnehin längst ausverkauft sein dürfte. Aber als kleinen Trost haben sie ja auch noch den Carrera T dabei, der etwas puristischer sein will als der Rest der Familie und ohne Stückzahlbegrenzung die Lust am Fahren predigt.
So hält Hollywood den Traum von der heilen Autowelt am Leben
Auf der LA Autoshow trumpfen vor allem die amerikanischen und asiatischen Hersteller auf. Doch Star der Messe ist ein deutsches Modell.

Toyota zeigt mit der Studie bZ Compact SUV einen möglichen Nachfolger des C-HR.
Und Lust am Fahren kann man schon bekommen, wenn man durchs Staples Center spaziert – selbst wenn Autos wie der neue Ford Mustang oder der elektrische Dodge Charger streng genommen ja gar keine Neuheiten mehr sind. Aber man muss Los Angeles lassen, dass die Macher der Messe zumindest ein paar dicke Dinger auf die Premieren-Bühne geholt haben - einen neuen Toyota Prius zum Beispiel gibt es ja nicht alle Tage. Und erst recht keinen wie diesen, der nach 25 Jahren und vier Generationen endlich vom Verstörer zum Verführer wird und sich zum ersten Mal ein gefälliges Design erlaubt. Und als wäre das nicht genug, stellen die Japaner gleich noch die Studie eines Stromers daneben, der bald den C-HR beerben könnte.
Toyota ist nicht alleine: Genesis zieht das Tuch von einem elektrischen Cabrio, das – wenn es denn in Serie gehen würde - die Verantwortlichen eines offenen Achter-BMW genauso das Fürchten lehren könnte wie die Hüter des Mercedes SL. Und während er bei uns längst vom Markt genommen ist, zählt ein nagelneuer Honda Akkord in den USA ebenfalls zu den Big Shots. Genauso übrigens wie ein Facelift für den Subaru Impreza, der sich jenseits des Atlantiks besser verkauft als fast jedes VW-Modell. Bislang zumindest. Doch jetzt, wo es der ID Buzz endlich auch als Serienmodell an die Westküste geschafft hat, könnte sich das vielleicht doch irgendwann mal wieder ändern.
Vergleicht man den Messeauftritt der Deutschen mit dem präpandemischen Zeitalter, ist das fast schon ein Affront gegenüber den Amerikanern. Denn was haben Mercedes, Audi & Co hier sonst auf die Pauke gehauen. Und diesmal haben sie nicht nur ihren Auftritt in Los Angeles geschwänzt, sondern ja auch schon Detroit ausfallen lassen.
Doch bevor jetzt gleich wieder transatlantische Krisen herauf beschworen werden, sollte Hollywood lieber noch mal einen Pausenfüller einspielen und die Nörgler bis zum Januar vertrösten - dann öffnet in Las Vegas die CES ihre Tore und es gibt reichlich neues Blechwerk aus der alten Welt - eine wegweisende Studie von BMW, die nächste Generation der E-Klasse von Mercedes und der ID 7 als elektrischer Erbe des VW Passat. Spätestens dann kann Hollywood einen alten Hit aus der Konserve kramen: Das Imperium schlägt zurück.
Aus dem Datencenter: