Ein gutes Gewissen muss man sich auch leisten können. Wer dagegen knapp bei Kasse ist, der schaut beim Klimaschutz sehr genau auf die Kosten. Wenn es dabei ums neue Auto geht, sind solche Kunden in den letzten Monaten immer öfter bei Dacia gelandet. Denn während die meisten Hersteller mit mutigen Schritten den Aufbruch ins elektrische Zeitalter wagen und sich die Mobilitätswende teuer bezahlen lassen, hat sich Dacia bislang standhaft gewehrt und davon bestens gelebt. Ja, die Renault-Tochter bietet als grünes Feigenblatt für 22.750 Euro aufwärts den elektrischen Spring an und damit das günstigste Elektro- nun ja – Auto am Markt. Doch dass die Rumänen im letzten Jahr weltweit um 6,8 und in Deutschland gar um bald 50 Prozent zugelegt und am Ende 580.000 bzw. 60.000 Autos verkauft haben, das verdanken sie vor allem Sandero, Duster und Jogger - mit konventionellen Antrieben und bodenständigen Preisen.
Aber weil die EU-Regeln auch für Dacia gelten und Konzernchef Luca DeMeo seine eigenen CO2-Ziele hat, kann sich die Tochter nicht ewig gegen den Zeitgeist sperren und muss ein paar Kompromisse fürs Klima machen – selbst wenn es die Kosten in die Höhe treibt. Deshalb gibt es jetzt im neuen Jogger zum ersten Mal bei der Marke einen Hybridantrieb, der nach den Sommerferien zu Preisen ab 23.000 Euro an den Start geht. Damit wird er zwar zu dem mit Abstand teuersten Modell in der Dacia-Familie, kostet aber noch immer runde 10.000 Euro weniger als bei den meisten Konkurrenten. Außerdem gibt es neben dem Elektrobaustein schließlich auch noch Extras wie digitale Instrumente und die überfällige Automatik für den Fünf- und Siebensitzer.
Wenn's denn sein muss
Mit dem Jogger Hybrid beugt sich jetzt auch Dacia dem Zeitgeist. Aber einem Trend wollen die Rumänen sich weiterhin widersetzen.

Für Dacia ungewöhnlich: Der Jogger Hybrid bekommt gegen Aufpreis ein digitales Cockpit.
Wie immer greift Dacia auch dafür wieder ins Konzern-Regal und bedient sich diesmal bei aktuellen Renault-Modellen wie Capture oder Clio. Von dort übernehmen die Rumänen einen Vierzylinder mit 94 PS, gleich zwei E-Motoren mit 20 und 49 PS und einen Pufferakku, der sich allein durch Rekuperation lädt. Zusammen kommen die Motoren auf eine Systemleistung von 141 PS und machen den Hybrid-Jogger zu dem mit Abstand stärksten Modell in der Familie. Und trotzdem hat er den längsten Atem. Schließlich sinkt der Normverbrauch um knappe drei auf bestenfalls 4,8 Liter und der Tank reicht nun für bis zu 900 Kilometer.
Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist ein Fahrvergnügen, wie man es beim Jogger bislang nicht kannte. Denn die Hilfsmotoren reichen nicht nur für elektrische Stadtfahrten, die bei 1,2 kWh Akkukapazität freilich nur von kurzer Dauer sein dürfen und selten über 50 km/h hinaus reichem, statistisch aber trotzdem bis zu 80 Prozent ausmachen sollen. Sondern vor allem macht der elektrische Energieschub dem Jogger mächtig Beine: Beim Ampelspurt, beim Überholen oder beim Spurwechsel auf der Autobahn ist er plötzlich viel agiler, und dass unter der Haube jetzt ein 1,6 Liter großer Vierzylinder steckt statt eines Dreizylinders von einem mickrigen Liter, ist auch kein Schaden. Statt kurzatmig über die Autobahn zu hecheln, wirkt der Jogger nun auch auf der Langstrecke gut bei Puste und pflegt einen souveränen Auftritt.
Das kann man auch im Datenblatt nachlesen: Wenn die 148 Nm des Benziners und die 205 Nm der E-Maschine segensreich zusammenfinden, wird der Jogger zum Hybrid-Sprinter und nimmt den anderen andren Modellvarianten bei Tempo 100 immerhin eine runde Sekunde ab. Nur obenrum wird die Luft dann wieder dünn: Statt erst bei 174 ist hier schon bei 167 km/h Schluss, aber das dürfte den meisten Dacia-Kunden herzlich egal sein.
Zwar beugt sich Dacia mit dem Jogger Hybrid dem Zeitgeist und macht einen vorsichtigen Kotau für die CO2-Bilanz, selbst wenn der die Kunden bei uns stolze 4800 Euro Aufpreis kostet. Und langfristig werden sie wohl auch um ein vernünftiges und trotzdem bezahlbares Elektroauto nicht herumkommen. Doch zumindest einen Irrweg der Klimaschützer gehen die Rumänen nicht mit, versprechen die Strategen aus der Konzernzentrale: Einen Plug-In-Hybrid wird sich Dacia auch künftig sparen.
Aus dem Datencenter:

Mit Hybridantrieb ist der Dacia Jogger deutlich flotter unterwegs als nur mit Verbrennungsmotor.