Der Rapid-Nachfolger ist ein Aufsteiger

Mit dem Rapid hat Skoda gezeigt, wie groß ein Kleinwagen sein kann. Doch das war nur das Vorspiel: Wenn die Tschechen im Mai den Nachfolger an den Start bringen, dehnen sie die Grenzen des Segments noch weiter und steigen gar vollends in die Kompaktklasse auf. Dass der Wagen dort zum neuen Maßstab werden soll, trägt er schon im Namen. Denn aus dem Rapid wird beim Generationswechsel der Scala. Allerdings klettert mit dem Anspruch auch der Preis: War der Rapid nach dem Facelift vor zwei Jahren für 15.790 Euro zu haben, werden jetzt mindestens 17.350 Euro fällig. Und weil dieses Basismodell erst im Sommer kommt, müssen die Kunden der ersten Stunde sogar mindestens 21.450 Euro bezahlen.

Dafür bekommen sie allerdings ein Auto, das buchstäblich über sich hinausgewachsen ist. "Wir haben das Maximum aus dem Baukasten heraus geholt", sagt Entwicklungschef Christian Strube und nennt Maße, die mit den Brüdern auf der MQB A0-Plattform nicht mehr viel gemein haben: Statt 4,05 Meter wie der VW Polo ist der Scala 4,36 Meter lang und wo beim Audi A1 zwischen den Achsen 2,56 Meter liegen, misst der Radstand beim Skoda 2,65 Meter. Weil das Auto gegenüber dem Rapid dazu auch noch in die Breite gegangen ist, hat man deutlich mehr Platz auf allen Plätzen und sitzt nicht nur besser als in jedem anderen Kleinwagen, sondern vor allem hinten auch besser in den meisten Kompakten. Und wie fast immer bei Skoda, ist auch der Kofferraum der größte in der Klasse 467 Liter passen schon bei aufrechter Rückbank hinter die auf Wunsch elektrische Klappe. Legt man die Sitze flach, gehen 1.410 Liter hinein.

Aber der Scala bietet nicht nur mehr Platz als die Konkurrenz, sondern lässt auch bei der Ausstattung die meisten Kleinwagen hinter sich. Denn mit dem Wechsel auf die MQB-Architektur hat Skoda vollen Zugriff auf alle Innovationen der Kompaktklasse: Das gilt für das adaptive Fahrwerk genauso wie für die serienmäßigen LED-Leuchten im Bug und im Heck, das gilt für das Infotainment mit digitalen Instrumenten und einer Online-Navigation auf einem großen Touchscreen mit Sprach- und Gestensteuerung und das gilt die Assistenzsysteme wie die automatische Abstandsregelung, die Spurführungshilfe oder den Staupiloten, der bis 210 km/h funktioniert.

Während man das alles auch von VW, Seat oder Audi kennt, bietet der Scala noch ein paar Details, die typisch Skoda sind. Denn die Simply-Clever-Ideen gehen den Tschechen offenbar nie aus. So gibt es diesmal nicht nur den üblichen Eiskratzer in der Tankklappe, den Regenschirm in der Tür, die Handytaschen in den Sitzwangen und die Becherhalter mit integriertem Flaschenöffner, sondern zum ersten Mal bietet Skoda eine elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung und macht mit einem integrierten Trichter am Tank Schluss mit der Sauerei beim Nachfüllen des Wischwassers. Natürlich gibt es den ganzen Firlefanz aber nicht zum Nulltarif, sondern mit den stärkeren Motoren, mit DSG und dem höchsten Ausstattungsniveau kratzt der Scala bereits an der 30.000er-Marke und mit ein paar Extras klettert man auf der Skoda-Leiter munter darüber. Auch in dieser Disziplin ist der Scala dann plötzlich meilenweit entfernt vom üblichen Kleinwagen.

So sehr die Tschechen mit der Ausstattung klotzen, so kleckern sie mit dem Antrieb. Dort bleibt der Scala ein Kleinwagen wie jeder andere auch und bescheidet sich mit schmächtigen Motoren: Der Diesel hat 1,6 Liter und 95 PS und bei den Benzinern spielt die Musik vor allem mit einem Einliter-Dreizylinder, den es mit 95 oder 115 PS gibt. Immerhin bietet Skoda darüber noch einen 1,5-Liter an, der auf 150 PS und 250 Nm kommt und ein bisschen was von Fahrfreude ins Spiel bringt. Immerhin beschleunigt er in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und schafft bei Vollgas 219 km/h. Allerdings ist das Fahrwerk auch mit dem Drive-Mode-Schalter auf Sport so gutmütig und komfortabel ausgelegt, dass sich die Versuchung in engen Grenzen hält. Flott über die Autobahn oder gemütlich über die Landstraße – da wirkt der Scala wie reif und seriös wie ein Großer. Aber zum Radien rasieren und die Kurven kratzen nimmt man besser ein anderes Auto. Oder man hofft, dass Skoda einen RS bringt und die Lebensgeister dann ein wenig lauter geweckt werden.

Während der Sportler noch in den Sternen steht, ist ein Sparer bereits fest versprochen. Nein, kein Hybrid, nicht mal ein milder mit 48-Volt-Technik, aber dafür zumindest eine CNG-Umrüstung für den Dreizylinder-Benziner, der dann auf 90 PS kommt. Aber ganz so groß ist der Druck ja auch nicht. Schließlich ist der Diesel im besten Fall mit 4,1 Litern zufrieden und selbst der 150 PS-Benziner braucht kaum mehr als 5,0 Liter.

Technisch auf dem neuesten Stand, wie immer in vielen Details "simply clever" und mit dem neuen Styling auch noch gut anzuschauen – so sichern sich die Tschechen mit dem Scala die Platzreife in der Golfklasse und sind darauf so stolz, dass sie es jedem förmlich ins Gesicht schreien. Denn zum ersten Mal prangt statt des Logos auf der Heckklappe in riesigen Lettern jetzt der Skoda-Schriftzug.

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