Chevrolet gegen Ferrari - so gut die Corvette bislang auch gewesen sein mag, ist das ein bisschen so wie Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern. Hier der sympathische Underdog mit der langen Tradition und dem vielen Fans und da der elitäre Millionärs-Verein mit der Arroganz des ewigen Siegers. Wer dieses Duell gewinnt, war bislang nie eine Frage. Doch jetzt proben die Amerikaner den Aufstieg und ändern dafür die grundlegend ihre Aufstellung. Denn wenn sie in diesen Tagen daheim mit der Auslieferung der neuen Corvette beginnen und die Europäer noch ein weiteres Jahr auf die Folter spannen, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. "In fast 70 Jahren ist das der größte Schritt, den wir je gemacht haben", sagt Chefingenieur Ed Piatek und zeigt auf ein Chassis ohne die übliche Glasfaser-Karosserie, das so auch von Ferrari kommen könnte. Denn genau wie bei den Marken aus Maranello und übrigens auch bei Lamborghini oder McLaren ist der Motor jetzt nicht mehr im Bug montiert, sondern mittig im Rahmen aus Aluminium und Karbon: Hübsch drapiert unter einer gläsernen Abdeckung haben sie ihn direkt hinter die Sitze gequetscht, so senkt er den Schwerpunkt und bringt ihn vor allem zur besseren Balance genau in die Mitte des Wagens. Außerdem wird die Lenkung entlastet und die Walzen im Heck haben durch das nach hinten verlagerte Gewicht mehr Traktion. "Und besser sehen kann man auch, wenn der Motorblock nicht mehr den Blick auf die Straße blockiert", sagt Piatek.
Das Ergebnis ist ein Fahrverhalten, das tatsächlich um mindestens eine Klasse besser ist. Wo man früher zumindest gefühlt ein paar Augenblicke warten musste, bis der lange Bug der Kurve folgte, wirkt das Coupé nun viel agiler und dreht sich direkt um das Popometer des Fahrers. Kaum denkt man ans Lenken, schon hat die Corvette den Kurs geändert und am Kurvenausgang steht sie schneller wieder gerade, sodass man das Gaspedal erneut auf den Boden hämmern kann. Begünstigt von der ersten Doppelkupplung für die Ikone katapultiert es die Corvette dann ohne jede Gedenksekunde gen Horizont, dass einem in Porsche & Co Hören und Sehen vergeht und Ferrari-Fahrer tatsächlich die Angst im Nacken spüren. Und dabei startet Chevrolet mit der normalen Stingray, also dem Basis-Modell, und von ZR1 oder Z06 ist noch keine Rede. Doch schon dieser Teufelsrochen macht seinem Namen alle Ehre: Obwohl die Corvette alles andere als ein Leichtgewicht ist, reichen 495 PS und 637 Nm für Fahrleistungen, wie es sie so bei der Einstiegscorvette noch nie gegeben hat: Von 0 auf 100 beschleunigt sie in knapp drei Sekunden und Schluss ist mit der Raserei erst bei 312 km/h.