Herr Weddigen von Knapp, wird der Handel in VWs neuem Geschäftsmodell unwichtig?
Nein. Die Bedeutung des Händlers bleibt im neuen Geschäftsmodell durch die neuen Verträge erhalten. Es gibt leider eine bittere Kröte, die wir haben schlucken müssen. Das ist der in den Verträgen verankerte Direktvertrieb. Aber selbst dabei bleibt der Handel involviert und erhält für jeden Aktionsprozess im Onlinehandel auch eine Vergütung.
Herr Stackmann sprach von einem Konsolidierungsprozess im europäischen Netz. Wird die Händlerzahl sinken?
Die Netzpolitik ist Sache des Herstellers. Aber ich glaube, die Zukunft ist für den Handel dann gut, wenn er sich im Rahmen von Fusionen und Kooperationen zusammentut und Synergien nutzt. Somit kann es eine Konsolidierung geben. Das bedeutet aber nicht, dass die Partner danach verschwinden. Sie können in Gesellschafterverbünden durchaus als Unternehmer erhalten bleiben.
Herr Pörhö sagte, die neuen Verträge förderten das freie Unternehmertum. Wird der Handel nicht immer enger angebunden?
Ein Händlervertrag mit einem Lieferanten ist immer eine Abhängigkeit. Aber wenn man die neuen Verträge mit den alten vergleicht, gewinnt der Unternehmer an Freiheit. So kann er beispielsweise künftig selbst bestimmen, wie viele Verkäufer oder Verkaufsleiter er braucht.
VW hat Einsparpotenziale in Prozessen bis zehn Prozent angekündigt. Ist das realistisch?
So soll ausgeglichen werden, dass in den neuen Verträgen ein Prozent Marge fehlt. In Arbeitsgruppen wird gerade beleuchtet, welche unglaublichen Verschwendungsprozesse die Autohäuser bisher jeden Morgen erdulden müssen, wenn sie die Vielzahl an Systeme öffnen, die sie brauchen, um den Kunden zu bedienen und abzurechnen. Weiterhin werden die neuen Werkssysteme mit hohem Aufwand erneuert oder verbessert, damit z.B. solche zentralen Systeme wie Elsa Pro nicht mehr ausfallen.
Die Probleme sind nicht neu. Warum sollte es diesmal klappen, sie zu lösen?
Man kennt nun die Probleme der Vergangenheit und berücksichtigt sie. Zudem werden die Systeme komplett neu aufgesetzt. Der Handel muss sich darauf auch einstellen.
Das heißt Investitionen?
Ja, die Renovierung der EDV ist ein wichtiger Teil der Investitionen im Rahmen der neuen Verträge.
Warum ist dieses Thema so wichtig?
Um die Sicherheit vernetzter Autos zu gewährleisten müssen wir unsere Systeme geschlossen halten – auch im Handel und im Service. Dazu bedarf es gesicherter Leitungen und administrierter W-LAN-Systeme.
Herr Stackmann sprach davon, Investitionen aus der Fläche zu nehmen. Lohnt es sich noch, Geld in Autohäuser zu stecken?
Diese Frage und die von Herrn Stackmann gegebene Antwort wird oft fehlinterpretiert. Sie ist auf die Zukunft bezogen, denn künftig wird es mit dem neuen Geschäftsmodell möglich sein, Autohäuser anders zu gestalten. Das bedeutet aber nicht, dass die Häuser, wie wir sie heute haben, überflüssig sind. Aber es soll zusätzliche, neue Formate geben, z.B. neue Serviceformate wie Service Factorys oder Economy Service oder aber auch Pop-Up Stores und andere Formen, in denen die Kunden Kontakt zur Marke erhalten. Hier sind Dinge im Fluss, die den Handel stärken und seine Kosten senken werden.
Werden die neuen Verträge die Marge nach oben oder nach unten beeinflussen?
Das ist ein Blick in die Glaskugel. Ich glaube aber, dass die neuen Verträge die Möglichkeit bieten, die Marge nach oben zu bringen.
Sind Sie mit den aktuell gebotenen Dieselprämien zufrieden oder wären Nachrüstprämien besser gewesen?
Was wir im Moment auf dem Tisch haben, ist das Ergebnis einer extrem inkonsequenten Politik. Wir haben ein deutschlandweites Dieselproblem. Deswegen bräuchte man einheitliche Lösungen für ganz Deutschland. Für einen Hersteller ist es daher ausgesprochen schwer, angemessen zu reagieren. In Sachen Nachrüstung kann ich der Spitze des ZDK nur Recht geben, die sich dafür einsetzt. Die Hersteller müssten sich damit gar nicht industriell beschäftigen, das könnte man in Kooperation mit den Zulieferern wie Baumot und HJS machen, die die Systeme bereithalten und auch die Garantie übernehmen würden. Da wird eine Chance verpasst, dem Kunden entgegenzukommen und die Probleme bei den Restwerten zu entschärfen.