BMWs dickstes Ding

Luxus läuft. Besonders in den USA und in China. Das bekommen vor allem Mercedes und Jaguar Land Rover im Segment der Premium-Full-Size-SUVs zu spüren. GLS und Range Rover verkaufen sich bestens. Die Stuttgarter konnten im vorigen Jahr in Amerika über 32.000 Einheiten absetzen, die Briten kamen auf 17.000 Verkäufe. In China liegen diese Zahlen nur knapp darunter. Dass dies BMW nicht kalt lässt, dürfte mehr als verständlich sein.

Bigger is better. Nun endlich reagieren die Bayern. Ab Anfang 2019 will man mit dem X7 antreten, einem Siebensitzer-SUV mit einer Länge von rund 5,10 Metern und einem Gewicht von mehr als 2,3 Tonnen. Dessen Existenz basiert vor allem auf den Wünschen amerikanischer Kunden. Der X7 stellt keinen verlängerten X5 dar, sondern ist eine komplette Neuentwicklung mit deutlich anderer Ausprägung. "Das Modell ist von Anfang an als eigenständiges Fahrzeug konzipiert worden", sagt Projektleiter Dr. Jörg Wunder. Wer den X7 ums Eck biegen sieht, erkennt dies augenblicklich. Vor allem die aufrechte Front und der mächtige Grill fallen ins Auge. Nie zuvor in seiner Geschichte hatte BMW größere Nieren, allenfalls höhere.

Riese zum Reisen. Der X7, intern G07 genannt, gilt bei BMW als der "Siebener unter den X-Modellen". Entsprechend wurde er auf Luxus, Komfort und Raumangebot getrimmt. Selbst in der mittleren Reihe sitzen Passagiere fürstlich, zumindest, wenn hier statt der Bank zwei Einzelsitze bestellt wurden. Und während im X5 ganz hinten allenfalls Kinder mitgenommen werden können, finden im X7 selbst Erwachsene in der dritten Reihe kommode Platzverhältnisse.

Auf Komfort soll auch bei der Bedienung nicht verzichtet werden. Handarbeit oder gar abgebrochene Fingernägel sind in dieser Fahrzeugklasse ein "No-go". So lassen sich die Sitzlehnen der 2. und 3. Reihe selbstverständlich elektrisch flach legen. Gleiches gilt für das Öffnen und Schließen der zweigeteilten Heckklappe, entweder per Schlüssel oder vom Fahrersitz aus. Wie beim X5 schwingt der Glasteil nach oben und der Blechteil als Pritsche nach unten. Käufer des X7 müssen nicht einmal die Ladung im Kofferraum durch spezielle Gurte oder Netze sichern. Den Ingenieuren bei BMW gelang eine äußerst smarte Erfindung. Im Ladeboden stecken leicht versenkt Gummistreifen. Die Getränkekiste kann weiterhin leicht hin- und hergeschoben werden. Sobald aber die Zündung eingeschaltet wird, spannen sich die Gummiteile, drücken von unten gegen die Kiste und halten sie rutschfest in Position.

Fahrdynamisch sieht sich BMW in der Pole Position. "Wir haben den Anspruch, hier Klassenbester zu sein", so Jörg Wunder. Der X7 wird serienmäßig mit einer Luftfederung ausgeliefert, die Lenkung arbeitet nach Philosophie des Hauses direkt und präzise. Gegen Aufpreis kann der Kunde eine Hinterachslenkung und eine elektrische Wandstabilisierung bekommen. Alles zusammen lässt den Full-size-SUV erstaunlich handlich und leichtfüßig wirken. Der Federungskomfort liegt auf Luxus-Limousinen-Level. Für Projektleiter Wunder haben die mitlenkenden Hinterräder sogar noch einen weiteren Vorteil. Gäste, die ganz hinten sitzen, müssen weniger mit Übelkeit rechnen, falls es einmal zügiger durch Kurven gehen sollte. "Die Spitzen in der Querbeschleunigung werden deutlich abgemildert", so Wunder.

Zur Markteinführung wird der X7 in Amerika zunächst nur mit dem bekannten Achtzylinder-Benziner, intern N63 genannt, ausgeliefert. Was wenig wundert. Zum einen kostet der Sprit in den USA umgerechnet weniger als 50 Cent je Liter, zum anderen passt der V8-Biturbo vorzüglich zu dem Maxi-SUV. Komfort, Laufkultur und Antritt sind souverän und erfüllen höchste Ansprüche. In Europa startet der X7 mit dem Dreiliter-Diesel. Vermutlich Ende 2019 wird eine Plug-in-Hybrid-Variante folgen. Der momentan im M 760 verwendete Zwölfzylinder bleibt den Rolls-Royce-Kollegen aus Crew vorbehalten. Er treibt den Cullinan an.

Gebaut wird der X7 ausschließlich in Spartanburg und läuft dort gemeinsam mit X5 und X6 von einer Linie. BMW erwartet für die USA einen höheren Verkaufsanteil innerhalb der Baureihe als beim X5. Dieser liegt bei rund 30 Prozent. Das Werk in South Carolina hat sich mittlerweile zum größten Produktionsstandort der BMW Group entwickelt. Die jährliche Kapazität beträgt über 400.000 Einheiten. Auch X3 und X4 werden in Spartanburg montiert. BMW ist damit der größte Auto-Exporteur der USA.

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